Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/448

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Heimath zu geben, ja allen verfolgten, unterdrückten und verunglückten Menschen Gelegenheit zu bieten, daß sie von Neuem ein neues Leben, ein neues Hoffen, eine neue glücklichere Entwicklung beginnen können.

Der edle Coligny in Frankreich hatte seit langer Zeit seine Blicke auf Südcarolina, als einen Zufluchtsort für die Hugenotten geworfen. Und als die Verfolgung gegen sie in all ihrer grenzenlosen Grausamkeit ausbrach, da flohen diejenigen, die sich retten konnten, über das Meer und in dieses Land, welches ihnen die Sagen als Nordamerikas „Schönheit und Neid“ gepriesen und wo jeder Monat im ganzen Jahr seine Blumen hatte. (Das Letztere ist vollkommen wahr.)

„Wir verließen unsere Heimath bei Nacht,“ erzählt die junge Judith Manigault[WS 1], „während die Soldaten schliefen, und wir ließen das Haus und alles was sich darin vorfand, im Stich. Wir waren so glücklich uns zehn Tage lang in der Dauphiné verbergen zu können, während man nach uns fahndete.“ Nach einer Reise voll von Abenteuern und Widerwärtigkeiten, welche sie schildert, fährt sie fort:

„Nach unserer Ankunft in Carolina erlitten wir alle Arten von Unglück. Nach achtzehn Monaten starb unser ältester Bruder am Fieber, ermattet durch harte Arbeit, an die er nicht gewöhnt war. Wir hatten seit unserer Abreise aus Frankreich Kummer, Krankheit, Pest, Ansteckung, Hunger, Armuth erlitten. Ich habe sechs Monate lang wie ein Sclave in der Erde gearbeitet ohne ein Brod zu kosten, und ich habe es vier oder fünf Monate lang vermißt, als ich es bedurfte. Und gleich wohl hat Gott große Dinge für uns gethan, indem er uns in so schweren Prüfungen aufrecht erhielt.“ Judith Manigaults[WS 2] Sohn, der ein reicher Mann wurde, weihte im amerikanischen Freiheitskampf sein großes Vermögen dem Dienst des Landes, „das seine Mutter aufgenommen hatte.“ Von Languedoc, von Rochelle, von

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Marigault
  2. Vorlage: Marigaults
Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/448&oldid=- (Version vom 23.2.2020)