Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/446

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

dem Stern, dessen Gegenwart seine Berechnung und Entdeckung konstatirte. Der Stern war da und wirkte, der Menschengedanke war da und beobachtete. Der Stern zog an, der Mensch folgte und fand den Stern. Das Licht und das Auge begegneten sich. Und alle Augen können jetzt den Stern sehen und Niemand kann daran zweifeln. So mußten Gottes Wahrheit und des Menschen Vernunft auch in der Theologie einander suchen und finden.[1]

Ich schrieb an Mrs. H. sogleich von meiner herzlichen Freude über das Buch. Und noch einmal hoffe ich in den Myrthenhainen Belmonts mit ihr herumwandeln und ein geistiges Fest feiern zu dürfen.

Die älteste Tochter hier im Hause, Justina, ist jetzt nach mehrjährigem Aufenthalt zu Baltimore in Maryland zurückgekommen. Es war mir ein Genuß, ihren jubelnden Empfang im Hause zu sehen. Wie gleichen sich doch alle guten Heimathen und Familienverhältnisse! Dieselbe Sorge, dieselbe Freude! Aber das habe ich schon lang verstanden, auch ohne es zu sehen.

Heute Abend ist mir zu Ehren eine größere Soiree im Hause. Ich bin froh, daß sie nicht auf meine Verantwortung geht. Ich habe nichts zu thun,


  1. Viele Menschen glauben Gott dadurch zu ehren, daß sie den Menschen recht armselig und dumm machen. Ich kann es nicht so ansehen, das Werk muß den Meister ehren. Das ist die Größe des Schöpfers, daß er verständige Wesen macht und von ihnen verstanden sein will. Es ist des Menschen Recht und Ehre, daß er ihn verstehen soll und kann, daß er ihn mit seinem Gefühl und Begriff erfassen kann. Der Abstand zwischen dem Schöpfer und dem Menschen ist noch immer bedeutend genug um ihm Veranlassung zu unendlicher Demuth, unendlicher Anbetung, die mit steigender Einsicht blos steigt, zu geben.
Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/446&oldid=- (Version vom 8.3.2020)