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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

des jungen Missionärs James W. Miles: „Philosophische Theologie der letzten Gründe alles religiösen Glaubens, basirt auf die Vernunft“ finde; einem kleinen Buch von großem Inhalt, mit englischer Klarheit und Bestimmtheit geschrieben, frei von aller deutschen Weitläufigkeit. Das Büchlein kommt Martensens „Autonomie“, diesem herrlichen Schriftchen (dessen Zukunftssamen für die religiöse Wissenschaft Martensen noch zu entwickeln hat) sehr nahe und freut mich auch deßwegen so sehr, weil es beweist, daß die Denkgesetze im Menschengeschlecht sich nach einer inneren, von zufälligen Verhältnissen unabhängigen Nothwendigkeit entwickeln. Wahrheiten, Entdeckungen emigriren nicht von einem Land in das andere. In allen Völkern, die ungefähr auf der gleichen Bildungsstufe stehen, kommen dieselben Phänomene, dieselben Ansichten vor. So ist hier ein einsiedlerischer, menschenscheuer, aber tief denkender junger Mann auf demselben Gedankenwege zu denselben Resultaten gekommen, wie unsere vortrefflichsten philosophischen Theologen in Scandinavien und ohne von ihnen oder den Quellen zu wissen, aus denen sie das neue Leben des Gedankens getrunken haben. Ein Beispiel in dem Buch, um das Verhältniß der subjectiven Vernunft zur objectiven (des Menschen zu Gott) klar zu machen, ein Beispiel, dessen sich der junge Miles bedient, hat mich um[WS 1] derselben Ursache willen, (nämlich wie getrennte Geister in fern entlegenen Ländern und ganz andern Verhältnissen auf dieselben Gedanken kommen) frappirt, denn dieses Beispiel habe ich mehrmals selbst als Beweis im Gespräch gebraucht, habe es für meine eigene Erfindung angesehen, und meine kleine, eigenliebige Freude darüber gehabt. Aber wie viel froher bin ich nicht zu sehen, daß es auch vor einer andern suchenden Seele geblitzt hat und für sie ein Beispiel geworden ist! Das Beispiel ist das Verhältniß zwischen dem bekannten Le Verrier und

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/445&oldid=- (Version vom 2.4.2020)