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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

den der südlichen Staaten leben, sind hier in Menge vorhanden. Das Sandhügelvolk ist gewöhnlich ebenso sittenlos als unwissend; denn da die Staatsgesetze verbieten, Negersclaven lesen und schreiben zu lehren, und da in Folge dieses Gesetzes Schulen sich in Ländern nicht halten können, wo die Hälfte der Bevölkerung aus Sclaven besteht und das Land daher nicht sehr bevölkert ist, so bleiben diese armen weißen Leute ohne Schulen und so gut wie ohne allen Unterricht. Außerdem fehlt es diesen Leuten an Gefühl für die Ehre der Arbeit und ihre Anziehungskraft. Das erste, was ein Weißer thut, wenn er sich ein Bischen Geld erworben hat, ist, daß er sich einen Sclaven oder eine Sclavin kauft. Und dieser oder diese muß jetzt für das ganze Haus arbeiten. Die arme Dienstherrschaft setzt eine Ehre darein nichts zu thun, und läßt alle Arbeit durch den Sclaven verrichten. Die Sclavenarbeit ist gewöhnlich nicht viel werth und wird immer weniger werth unter einem faulen Herrn. Das Haus gedeiht dadurch nicht. Und hungert die Herrschaft, so hungert der Sclave und Alles ist im Elend. — Aber zurück zu den Erdessern.

Herr Grön und seine Familie waren gute Exemplare von dieser Menschenart. Sie wohnten tief innen in einem Wald ohne Weg und Steg. Es war ein heißer und qualmiger Tag und qualmig war es im Wald. Pflanzen von Gifteichen (eine Art Zwergeichen, die sehr giftig sein sollen) wuchsen überall im Sande. Weit innen im Wald stand ein neugebautes Häuschen und barmherzige Leute hatten der Familie darin zur Aufnahme unter Dach und Fach geholfen. Hier wohnten Mann und Frau mit 5 oder 6 Kindern. Sie hatten ein Dach über dem Kopf, aber das war auch Alles; Geräthschaften irgend einer Art sah ich nicht, ebensowenig ein Kamin, und eine Thüre fand sich nicht vor. Aber Herr Grön, ein freundliches Männchen von 50 Jahren, war zufrieden mit seiner Welt, mit sich selbst,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/430&oldid=- (Version vom 2.4.2020)