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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Siebzehnter Brief.


Columbia (Südcarolina) den 25. Mai 1850. 

Es ist schon sehr lange, meine Agathe, seit ich das letztemal mit Dir geplaudert habe. Aber Tage und Stunden fahren wie der Strom dahin und ich habe nicht viele Stunden für mich. Ich schrieb Dir das letztemal in Savannah. Kurz darauf verließ ich die Stadt, noch im letzten Augenblick mit Güte und Geschenken überhäuft von seinen freundlichen Bewohnern. Meinem Wirth, Mr. Tefft, werde ich stets eine dankbare Erinnerung[WS 1] widmen für seine innige Güte und sein Wohlwollen. Im letzten Augenblick zwang er mich, ihn meine Reise nach Augusta bezahlen zu lassen.

Man spricht von dem Erwerbsinn der Amerikaner und mit Recht; aber man könnte mit demselben Recht von ihrer Neigung zu geben sprechen. Sie lieben das Geben, wie sie das Erwerben lieben. Just als ich an Bord gehen wollte, kam ein schwedischer Seekapitän, der zu einigen Personen aus meiner Bekanntschaft in Savannah gesagt hatte, er wünsche mich zu sehen, weil er an demselben Ort wie ich und Mamsell Lind erzogen worden sei. Mich belustigte der Gedanke an die Erziehungsanstalt, welche wir drei gemeinschaftlich gehabt haben sollen, und als jetzt mein seefahrender Landsmann zu mir kam und wir einander die Hände schüttelten, fragte er: „Sind Sie nicht in Stockholm erzogen worden?“ Ich bejahte es. „Ja, ja,“ sagte er dann mit bedeutsamem Kopfnicken, „so ist es, ich wußte es wohl, auch ich habe in Stockholm meine Erziehung

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Erinnernng
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/421&oldid=- (Version vom 23.2.2020)