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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Weiber kennen gelernt) führen mich in ihren Equipagen aus, um die Gegend und Waldpärke ringsumher kennen zu lernen. Bonaventure ist ein großer Park, der zu den Merkwürdigkeiten des Orts und des Südens gehört. Die großen Lebenseichen in Gruppen und Alleen mit ihren langen, hängenden Moosen, bilden überall die schönsten gothischen Tempelgewölbe, und wenn die Abendsonne ihre glühenden Strahlen in diese tiefen, düstern Arkaden sendet, so entstehen Wirkungen von großer Schönheit. Amerikas junge Künstler sollten hieher kommen und sie studiren. Man hat jetzt angefangen einen Theil des Parks zum Begräbnißplatz zu verwenden, und weiße Marmordenkmäler erheben sich unter den hängenden Moosen der Lebenseichen. Diese Moospflanzen stehen jetzt in Blüthe und die Blüthe ist eine kleine, hellgrüne, knospenartig geschlossene Fünfmännerin mit seinem Wohlgeruch. Andere Prachtblumen des Südens, die Magnolia grandiflora, der Capjasmin beginnen allmälig auszuschlagen, aber ihr Duft ist stark und für meinen Geschmack allzu mächtig. Der Wohlgeruch der Wälder dahier ist übermäßig und nicht gesund. Frauenzimmer von feinem Teint bekommen, wenn sie zu dieser Zeit durch den Wald fahren, rothe Flecken und Geschwüre im Gesicht; die Blumendünfte enthalten Gift. Mir kamen sie erdrückend vor. Wie lieblich und frisch sind nicht die Düfte der Föhrenwälder und Lilienthäler daheim bei uns!

Heute, als ich einsam einen kleinen Wald mitten im Sandfeld in der Nähe der Stadt durchstreifte, sah ich da einen Reichthum der schönsten Erdbeeren und ich wunderte mich, daß die Negerkinder sie ruhig hatten stehen lassen. Ich pflückte einige und kostete sie, fand aber, daß sie durhaus keinen Geshmack hatten. Es waren falsche Erdbeeren. Eine andere falsche Schönheit auf dem grünen Boden des Südens ist die sogenannte Dornbirne, ein kleines, niedriges Kaktusgebüsch

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/419&oldid=- (Version vom 23.2.2020)