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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Es wird mir schwer all das Wohlwollen zu empfangen, das mir von allen Seiten, von nah und fern, aus verschiedenen Staaten und Städten entgegenkommt. Aber wenn ich es auch blos unvollkommen erwiedern kann, so ist doch dafür mein Dank nicht minder herzlich, und nie werde ich vergessen, daß schon am ersten Tage meines Aufenthalts in New-York mehr als ein halb Dutzend Häuser sich mir öffneten, wohin ich als Gast und Familienmitglied eingeladen wurde. Die Zahl dieser Häuser vermehrt sich täglich. Auch von Quäkern habe ich Einladungen. Möge ich mit einem Fünftel von ihnen fertig werden!


Dritter Brief.
Am Hudson d. 11. Oktbr. 1849. 

Heute auf der Hochzeit, um 9 Uhr auf dem Morgenzweige. Wir fuhren bei strömendem Regen nach dem Hochzeitshause. Alle Gäste, gewiß beinahe 100 an der Zahl, waren bereits versammelt. Der Vater der Braut, ein älterer Herr von äußerst angenehmem Aeußern, bot mir den Arm, um mich in das Zimmer zu führen, wo die Trauung stattzufinden hatte. Es war die einzige Tochter vom Hause, die sich vermählen sollte. Die ältere Schwester war vor einem Jahr gestorben und die Mutter trug den Gram darüber noch immer in ihrem bleichen kummervollen Gesichte. Die Hochzeitsgesellschaft war sehr schweigsam; man konnte eher in einem Trauerhaus als bei einem Freudenfest zu seyn glauben. Und da die älteste Tochter kurz nach ihrem Hochzeitsfest und in Folge desselben, nemlich als sie Mutter wurde, gestorben war, so fehlte es nicht an Gründen dieses Fest mit ernsten Blicken anzusehen. Ladies und Gentlemen wurden mir die einen um die andern[WS 1] vorgestellt, dann wurde es wieder still im

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: anderu
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/40&oldid=- (Version vom 9.3.2019)