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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

wo alle Diener der Negerrace angehören, die von Natur nachlässig und etwas unsauber ist. Ich bewundere daher auch, was ich von den Frauen und Hausmüttern des Südens gesehen habe.

Die jungen Mädchen dagegen möchte ich im Innern des Hauses etwas thätiger und ihren Müttern im einen und andern etwas mehr an die Hand gehen sehen. Aber das ist nicht der Brauch und die Eltern scheinen aus mißverstandener Zärtlichkeit nicht zu wollen, daß die Töchter etwas anderes thun, als sich belustigen und ihre Freiheit und ihr Leben so viel wie möglich genießen. Ich glaube, sie würden glücklicher sein, wenn sie sich nützlicher zu machen wüßsten. Die Familienverhältnisse zwischen den Eltern und Kindern scheinen mir im Allgemeinen schön zu sein, besonders von Seiten der Eltern. Dem amerikanischen Weib ist das schöne Gefühl der Mütterlichkeit in seiner Wärme und Innigkeit angeboren, und bessere, zärtlichere Familienväter als die amerikanischen Männer habe ich nirgends auf Erden gesehen. Sie haben besonders eine bezaubernde Schwachheit für ihre Töchter. Und Gott segne sie dafür! Ich hoffe, die Töchter werden es ihnen mit Kraft zu vergelten verstehen.

Jetzt muß ich von Ihnen Abschied nehmen, liebe Mama! denn ich werde mit der Familie hier ausfahren, um einige altindianische Gräber zu besuchen. Sie sind eine Art von gigantischen Geschlechtshügeln und nunmehr mit Bäumen bewachsen. Sie sind die einzigen Erinnerungen, die hier von der Ureinwohnern des Landes übrig bleiben, außer den Namen, welche diese den Flüssen und Höhen gegeben haben und die meistentheils beibehalten sind. Sie sind symbolisch und meistens sehr wohllautend. Es sind nicht mehr als 20 Jahre, seit die letzten Indianerstämme in Georgien durch Waffengewalt vertrieben wurden, und ich habe von Augenzeugen den Auftritt an dem Morgen schildern

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/398&oldid=- (Version vom 23.2.2020)