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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

steifen jungen Mädchen in die munterste und heiterste Bewegung geriethen; auch der Bischof selbst belustigte sich dermaßen daran, daß er herzlich lachte und als wir von unserm Spiel ausruhten, seinerseits mit einem andern stillen, aber recht sinnreichen Spiele begann, bei welchem sein munteres Weibchen und auch er selbst sich auszeichneten. So verging der Abend unter Spielen und Heiterkeit, und ich hatte Hitze und Müdigkeit und Unwohlsein vergessen und begab mich leicht und vergnügt zur Ruhe, vergnügt besonders darüber, daß ich den guten Bischof vergnügt gesehen hatte.

Am nächsten Morgen sollte ich mit dem Bischof Eliott und ein Paar der jungen Mädchen eine Reise antreten. Wir versammelten uns zum Morgengebet, die Familie des Bischofs und ich. Aber wie wurde mir nicht diesen Morgen zu Muth, als ich nach den gewöhnlichen Gebeten (der Bischof und wir alle lagen wie gewöhnlich auf den Knieen), für den Gast, der jetzt in seinem Hause auf Besuch war, beten hörte, ein so warmes, so schönes Gebet, so für mich, als läse er in der Tiefe meines Herzens und wüßte von seinen geheimen Kämpfen, Bestrebungen, Absichten, von den innersten, unablässigen Gebeten meines eigenen Geistes. Ich konnte blos nachher unter Thränen seine Hand zwischen die meinigen drücken.

Mit ihm und den zwei jungen Frauenzimmern fuhr ich hierauf noch einmal auf den unwegsamen Wegen der Wildniß nach Macon, wo wir bei seinem jungen Adjunkten, Mr. S., und dessen schöner junger Frau abstiegen. Denn der Bischof wollte mir nicht erlauben, in mein Hotel zurückzukehren, wie ich gewünscht hatte. Aber unter den jungen Eichen vor dem kleinen Hause hatte ich mit ihm ein Gespräch über die Prüfungen, die einen Christen in gewöhnlichen Verhältnissen, in der gewöhnlichen Welt treffen können, und

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/389&oldid=- (Version vom 23.2.2020)