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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

meinen Koffer dazulassen und saß bald in einer großen, bequemen und luftigen Kutsche höchst behaglich an der Seite meines freundlichen Begleiters. Aber wir waren erst ein Paar Stunden gereist, so begegnete uns eine staubige Reisekalesche und darin saß Professor Scherb, den ich bei Emerson in Concord getroffen hatte und der jetzt Lehrer im Seminar zu Montpellier war. Er kam um, mich zu Eliotts abzuholen. Ich kehrte also mit ihm nach Macon zurück, wo wir die Pferde ausruhen ließen und Scherb nach der mühsamen Morgenfahrt sich erfrischte. Den übrigen Theil des Tages verbrachten wir in großer Hitze auf der Reise nach Montpellier auf Wegen, von welchen Du sagen würdest: Da hört Alles auf! Wegen, die jeder Beschreibung Trotz bieten. Ich glaubte jeden Augenblick, wir müßten umwerfen, und die Brücken sahen aus, als hätten sie lediglich die Bestimmung, Fuhrwerke und Leute in die Abgründe und in die Flüsse hinabzubefördern, über welche sie hingepfuscht waren, denn gebaut kann ich nicht sagen. Es schien, als sei man hier in wildem, neueingenommenem Land. Aber auf Eliotts hübschem Landsitz war Alles wieder wohlgehalten und schön — es war dieß eine Fortsetzung der romantisch üppigen Gegend von Macon — und in dem Bischoff selbst lernte ich eines der schönsten Exemplare jenes alten Cavalierstammes kennen, welcher dem edleren Leben in den Staaten des Südens Ton und Gepräge gegeben hat. Persönliche Schönheit und Würdigkeit, sowie das allergewinnendste Benehmen waren hier durch großen christlichen Ernst veredelt. Bischoff Eliott soll in seiner Jugend ein großer Liebhaber der Gesellschaftswelt, ein Freund von Tanz und Damen, wie auch ein großer Günstling[WS 1] in der lustigen Welt gewesen sein. Seine Bekehrung zu religiösem Ernst soll er schnell und entschlossen bewerkstelligt haben. Er gilt jetzt allgemein für einen der frömmsten Geistlichen im Lande

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Günstlig
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/386&oldid=- (Version vom 23.2.2020)