Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/383

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

reiche und so ungefähr. Ich ging beinahe verwundert darüber, daß ich an einem so schönen Morgen, in einer so schönen, morgenfrischen Natur ein so unharmonisches Menschengemüth finden sollte. Ach! Menschenfehler und Menschenlaunen sind überall dieselben und können überall das Leben verbittern, in jedem neuen Paradies die Thore des Paradieses verschließen.

Aber traurige Eindrücke wollten an diesem Morgen nicht bei mir haften. Ich ging weiter auf der großen Straße, die jetzt einen Hügel hinanführte. Auf der Höhe gedachte ich mich umzuschauen. Auf der Höhe sah ich jetzt auch rechts ein Gatterthor und vor demselben einen schönen, wohlgehaltenen Park. Ich versuchte das Thor zu öffnen; es ging ohne Widerstand auf und bald befand ich mich im schönsten Park mit Höhen und Thälern, breiten und schmalen Gängen, und überall hohe Bäume, Haine von blühnden, duftenden Gebüschen und Pflanzen. Es währte eine gute Weile, bis ich aus verschiedenen Monumenten sah, daß ich mich auf einer den Todten geweihten Stätte befand, und bis ich ahnte, daß vermuthlich mein kleiner Reisekobold mich zu meinem Ziele, dem Rosenhügelkirchhof, geführt habe.

Indem ich hier in dem stillen einsamen Park umherwandelte, kam ich an einen Fluß, der in weichen Biegungen zwischen Ufern floß, die so schön und jugendlich grünten, wie wir uns in der Jugend die elisäischen Felder denken. Auf meiner Seite des Flusses blickten weiße Marmorsteine zwischen den Hainen hervor und gaben Zeugniß von der Stadt der Todten. Hohe Bäume beugten sich da und dort über das Wasser hin. Große zierliche Schmetterlinge, deren Namen ich nicht kannte, flogen langsam mit glänzenden Schwingen über den Fluß hin und her, von einem Strand zum andern. Ich dachte an die Worte: Und er zeigte mir einen klaren Fluß mit lebendigem

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/383&oldid=- (Version vom 29.12.2019)