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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

überschüttette ihn laut mit den größten Schmähungen, wobei er sich an einen großen, magern Militär von edlem Aussehen wandte, der auf der andern Seite im Wagen saß und sich an den Ergießungen des Dicken halb zu belustigen schien, obschon er sie zu beschwichtigen suchte. Aber das hieß Oel ins Feuer gießen. „Sir!“ rief der dicke Mann mit Stentorstimme, als der Zug an einem Ort anhielt, „Sir, ich behaupte, daß ohne Tom Jefferson die ganze Union fünfhundertmal weiter gekommen wäre, und Südcarolina wenigstens tausendmal.“ — „Ei, glauben Sie das?“ versetzte der Andere lächelnd. — „Ja, das sage ich, Tom Jefferson war der schlechteste Mann, der noch je an der Spitze eines Volkes gestanden ist; er hat mehr Böses gethan, als alle Präsidenten nach ihm Gutes thun können.“ — „Er hat doch unsre Unabhängigkeitsakte verfaßt,“ sagte der magere Herr. — „Er hat sie gestohlen, Sir!“ rief der Dicke, „er hat sie gestohlen, gestohlen! Ich kann es Ihnen beweisen. Es findet …“ u s. w. Jetzt folgten Beweise und allerlei Reden und Antworten zwischen den beiden Herrn, wobei ich nicht recht nachkommen konnte. Endlich sprang der dicke Herr empor und auf den magern zu, griff mit den Händen fest in zwei Banklehnen und rief, indem er aussah, wie wenn er Posaunen bliese: „Sir! ich betrachte Tom Jefferson als die Zusammensetzung (the compound) von Allem, was schurkisch, gemein, schlecht, verräterisch u. s. w. ist;“ der Hagel von Schimpfreden währte gewiß drei Minuten und endete mit: „Ja, das sage ich, Sir!“ — „Das ist eine starke Sprache, Sir!“ versetzte der Andere, fortwährend ruhig und halb lächelnd. — „Sir!“ rief der Erste wieder von seiner Bank im Wagen her, „Tom Jefferson brachte meinen Vater durch das Embargo in einen Verlust von fünfzigtausend Dollars.“ Und jetzt setzte er sich roth wie ein kalekutischer Hahn und mit einer Miene,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/379&oldid=- (Version vom 19.1.2020)