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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

vertreten und besitzen von Natur schöne und reine Stimmen. Auf der hohen Kanzel mitten im Tabernakel sieht man vier Priester, die während der Pausen zwischen den Hymnen mit kräftigen Stimmen zum Volke sprechen, die Sünder zur Bekehrung und Besserung aufrufend. Während all dem rollt der Donner, und große Blitze flammen durch den Wald gleich zornigen Blicken aus einem unsichtbaren, mächtigen Auge. Wir gehen unter das Tabernakel und mischen uns in die Versammlung auf der weißen Seite. Rund um das erhöhte Gerüst mit der Kanzel geht ein viereckiger Altartisch. Innerhalb desselben sitzen von Seiten der Weißen auf Bänken unter der Kanzel Methodistenprediger, meistens schöne, stattliche Gestalten mit breiten, ernsten Stirnen, und von Seite der Schwarzen ihre geistlichen Führer und Ermahner (Exhorters), mehrere unter ihnen mit höchst bemerkenswerthen, energischen Physiognomien. Je länger es in die Nacht hineingeht, um so wärmer wird die Stimmung. Die kurzen, aber gleich den Flammen des Scheinholzes brennenden Hymnen steigen heftig, wie diese, empor. Gleich melodisch-flammenden Seufzern werden sie wieder und wieder von tausend harmonischen Stimmen erhoben. Der Eifer der Prediger erhöht sich; zwei stehen dem Lager der Schwarzen, zwei dem der Weißen zugekehrt. Sie strecken ihre Hände aus und rufen die Sünder zu kommen, „Alle zu kommen, jetzt, in dieser Zeit, in dieser Stunde; vielleicht ist es die letzte, die einzige, die ihnen übrig bleibt, um zum Erlöser zu kommen, um der ewigen Verdammniß zu entfliehen.“ Mitternacht naht heran; die Feuer brennen dunkler, aber die Exaltation steigt und wird allgemein. Auferstehungshymnen mischen sich mit den Zurufen der Prediger, mit den Ermahnungen der Ermahner, mit den Seufzern und Rufen der Versammlung. Und jetzt erheben sich aus dem Lager der Weißen junge Mädchen und Männer, und kommen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/366&oldid=- (Version vom 19.1.2020)