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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

bedecken den Himmel und es beginnt ein wenig zu regnen. Just keine erfreuliche Aussicht für die Nacht, denn ich kann Dir nicht helfen, mein Herzchen, wir müssen die Nacht hier außen im wilden Walde zubringen. Es findet sich kein anderer Ausweg. Wart ein wenig; es gibt dennoch einen. Der ehrliche junge R. bietet seine Beredtsamkeit auf, ein Zelt erschließt sich für uns und wir werden da von einer gefälligen Buchhändlerfamilie beherbergt. Caput familiae ist ein strenger Methodist und sieht sehr ernsthaft aus. Die Frau ist freundlich und seelengut. Wir bekommen da Kaffee und einen Abendimbiß.

Nach der Abendmahlzeit gehe ich aus, um mich umzusehen, und werde von einem Schauspiel überrascht, das ich nie vergessen werde. Die Nacht ist schwarz von Gewitterwolken, aber der Regen hat aufgehört. Blos einige schwere Tropfen fallen da und dort und der ganze Wald scheint in Flammen zu stehen. Auf acht Feueraltären oder sogenannten Feuerhöhen, die großen Tischen gleichen, welche rings um das Tabernakel her auf Stützen emporragen, brennen flatternde Feuer aus hohen Scheiterhaufen von Lichtholz, das viel Harz enthält; und auf allen Seiten im Walde bis in seine entlegensten Abtheilungen brennen größere und kleinere Feuer vor den Zelten oder auf anderen Plätzen und beleuchten die hohen Föhrenstämme, welche Pfeiler eines ungeheuern, dem Gott des Feuers geweihten Naturtempels zu sein scheinen. Der Dom darüber ist finster, aber die Luft ist so regungslos, daß die Flammen des Feuers gerade aufwärts steigen und wilde Schlaglichter auf die Föhrenwipfel und die schwarzen Wolken werfen. Unter dem Tabernakel ist eine ungeheure Volksmenge, gewiß 3–4000 Personen versammelt. Sie singt Hymnen; ein prächtiger Chor! – Am stärksten ertönt es aus dem Lager der Schwarzen, denn sie sind doppelt so stark als die Weißen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/365&oldid=- (Version vom 19.1.2020)