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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Südens, Clay ist der große Mann des Westens und der mittleren Staaten, Webster der große Mann der Staaten von Neuengland, obschon sich in ihnen jetzt eine bedeutende Opposition gegen Webster vorfindet, namentlich in der Abolitionistenpartei. Alle drei sind gewaltige politische Streiter gewesen, bewundert und gefürchtet, geliebt und gehaßt. Zwei sind es noch jetzt. Der Dritte fiel auf dem Wahlplatz, bis in den Tod und, wie es schien, auch gegen ihn kämpfend. Seine Porträts und Büsten, von denen ich viele gesehen habe, geben mir den Eindruck eines brennenden Vulkans. Das Haar steht empor, die eingesunkenen Augen glühn, Sturmfurchen durchfliegen das scharfe, magere Gesicht. Es ist unmöglich, aus dieser Erscheinung, an welcher Leidenschaft und Krankheit gleichviel verheert zu haben scheinen, den einnehmenden Gesellschafter, den liebevollen Hausvater mit weiblicher Sittenreinheit, den vortrefflichen Freund, den guten, von seinen Sklaven und Dienern beinahe angebeteten Herrn, mit einem Wort, den liebenswürdigen Menschen zu ahnen, als welchen sogar seine Feinde ihn anerkennen.[WS 1] Politischer Ehrgeiz und Parteigeist scheinen seine Dämonen gewesen zu sein und seinen Tod beschleunigt zu haben. Clay ließ in seiner Rede, die er im Senat über ihn hielt, einige sanftwarnende Andeutungen darauf fallen. Sein Kampf für die Sklaverei war eine „politische Bravade,“ sagte eine geistreiche Dame, die nicht der Antisklaverei angehört. Schade, daß ein so guter Mann für eine so schlechte Sache leben und sterben sollte!

In Südkarolina ist die Abgötterei mit ihm aufs Aeußerste getrieben worden und man hat im Scherz gesagt: „Wenn Calhoun schnupft, so niest ganz Carolina.“[WS 2] Auch jetzt spricht und schreibt man von ihm beinahe wie wenn er eine göttliche Person gewesen wäre. Auf den Straßen sprangen während der Procession eine Menge Neger herum und sahen ganz vergnügt

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/362&oldid=- (Version vom 29.12.2019)