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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Den 20. April.  

Guten Morgen, liebe Agatha! Ich habe so eben mein zweites Frühstück (um 12 Uhr) in Bananas genossen. Diese Frucht lernt man lieb gewinnen. Sie ist mild und angenehm, und wirkt förderlich auf die Gesundheit, wie die milde Luft hier, d. h. wenn sie mild ist. Aber auch hier ist das Klima sehr veränderlich. Gestern fiel der Thermometer an einem einzigen Tag um 24°, und es war so kalt, daß meine Finger starrten wie Eiszapfen. Heute schwitzt man wieder, auch wenn man ganz ruhig im Schatten sitzt.

Wir waren zwei Tage fort, und zu großen Mittagessen geladen bei Plantagebesitzern, die einige Meilen von hier wohnen; es sind freundliche und gefällige Leute; aber diese großen Mittagessen sind mir so lästig, und die Speisen, die man da hat, bekommen mir so übel, daß ich von ganzem Herzen hoffe, zu keinem weitern fahren zu müssen. Meine gute Wirthin dagegen, die eine jugendliche Seele in einem schweren und etwas lahmen Körper besitzt, freut sich so herzlich darüber, wenn sie eingeladen wird. Gestern auf dem Weg, der in dieser Gegend durch schweren Sand führt, machten wir in einem Walde Halt, um die Pferde ausschnaufen zu lassen. Tiefer im Wald sah ich ein Sklavendorf, oder Häuser, die einem solchen glichen, aber äußerst unregelmäßig und verfallen aussahen. Auf meinen Wunsch ging Mr. Poinsett mit mir dahin. Ich fand wirklich die Häuser im baufälligsten, betrübtesten Zustand, und darin alte und kranke Neger und Negerinnen. In einem Zimmer sah ich einen jungen Knaben, der sehr geschwollen war, wie wenn er die Wassersucht hätte; Regen und Wind konnten frei durch das Dach hereinkommen. Alles war kahl im Zimmer, und von Holz und

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/350&oldid=- (Version vom 29.12.2019)