Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/349

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Sklaven von weither am Ackerrain entlang kommen. Ich wartete, bis sie da waren, und bat um Erlaubniß, ihre Kost versuchen zu dürfen; und ich muß sagen, daß ich selten eine bessere und schmackhaftere Nahrung gekostet habe. Die braunen Bohnen waren wie unsere Prinzessenbohnen, weich mit Speckbrühe gekocht, nur für mich etwas zu stark gepfeffert. Aber das Ding schmeckte saftig, und so auch die Maiskuchen und die übrigen Speisen. Die Leute setzten sich auf den Graswall und aßen, einige mit Löffeln, andere mit Holzstücken, jedes aus seinem kleinen Topf (piggins werden diese Geschirre genannt), der eine reichliche Portion enthielt. Sie schienen zufrieden, waren aber sehr still. Ich sagte ihnen, daß arme Arbeiter in dem Land, von wo ich komme, selten eine so gute Nahrung hätten, wie sie hier! Ich war nicht gekommen, um Aufruhr unter den Sklaven zu predigen, und das Unglück dem ich nicht abzuhelfen vermag, will ich lindern, wenn ich kann. Was ich sagte, war überdies leider wahr. Aber ich sagte nicht, was leider auch wahr ist, nämlich daß ich lieber frei mit schmaler Kost, denn als Sklave mit reichlicher Kost leben will. Auf dem Heimweg traf ich einen alten, sehr gut gekleideten Neger, der an einem Bächlein stand und fischte. Er gehörte Mr. Poinsett, war aber, seit er älter geworden, von aller Arbeit entbunden. Von diesem klugen, alten Neger hörte ich allerlei, was mich freute. An ein paar andern Orten habe ich ebenfalls Leute bei ihrem Essen, Frühstück und Mittagessen, getroffen und gesehen, daß es gut und reichlich war. An meinen Negern vom Pfirsichbaum kam ich gestern Abend vorbei und sah sie mit vielen andern ungefähr um fünf Uhr nach Hause kommen. Einer von ihnen sprang, als er mich ansichtig wurde, über eine Hecke und begehrte, mit seinen weißen Zähnen grinsend, einen halben Dollar.

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/349&oldid=- (Version vom 29.12.2019)