Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/343

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Morgens, nachdem ich mit gutem Appetit mein Frühstück, bestehend aus Reis, Eiern und Kokosnuß, verzehrt habe, helfe ich Mrs. Poinsett die Vögel auf der Piazza füttern und sehe mit Entzücken den schönen, zierlichen Kardinälen zu, wie sie herabflattern, um die ausgestreuten Körner zu pflücken; und wenn ich dann in den Garten hinausstürze, um voll Inbrunst die Luft, die Gebüsche und die ganze Natur zu umfangen, da lacht die gute Alte so treuherzig. Mr. Poinsett kommt heraus und macht mich auf die schönen Lamarquerosen aufmerksam, die Mr. Downing ihm gegeben hat, und die jetzt in großen Büscheln ihre weißgelben Blumen an einem Spalier an der Wand des Hauses hinauf ausschlagen; so geht er mit mir im Garten herum und nennt mir die Pflanzen, die ich nicht kenne, und ihre Eigenschaften, denn der alte Herr ist ein geschickter Botaniker. Er hat mich auf seinen Reisfeldern herumgeführt, die jetzt demnächst eingesäet und dann unter Wasser gesetzt werden müssen. Diese Wässerungsmethode und die daraus entstehenden Dünste sind die Gründe, warum die Reispflanzungen während der heißen Zeit für die weiße Bevölkerung so ungesund werden.

Mr. Poinsetts Pflanzung ist nicht groß und scheint nicht mehr als etliche und sechzig Neger zu haben. Mehrere andere, gleichfalls nicht sonderlich große Plantagen grenzen daran, aber meine Wirthsleute scheinen mit den Eigenthümern derselben keinen Umgang zu haben. Ich streife allein und frei in der Gegend umher, durch Reisfelder und Negerdörfer, was mich sehr belustigt.

Die Sklavendörfer bestehen aus kleinen, weißangestrichenen hölzernen Häusern, meistentheils in zwei Reihen, so daß eine Straße gebildet wird, worin jedes Haus mit seinem Stückchen Ackerland oder Garten, der gewöhnlich auch ein Paar Bäume hat, vereinzelt

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/343&oldid=- (Version vom 29.12.2019)