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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

zu thun pflegten. Aber sie sind glücklicher, als wir waren. Ich spiele ihnen gewöhnlich eine Weile Walzer oder Françaises vor. Besuche kommen und gehen. Später begibt man sich auf die Piazza, wo man herumgeht oder dasitzt und plaudert. Ich gehe aber am liebsten schweigend, der balsamischen Nachtluft mich erfreuend und durch die offenen Thüren in die Zimmer hineinblickend, wo die schönen Kinder in Jugendlust umherhüpfen, Sara immer idealisch zierlich und anmuthsvoll und — ohne es zu wissen. Mr. Monefelt, Mrs. Howlands Bruder, der Herr, der am ersten Morgen kam, mich abzuholen, ist ein alltäglicher Gast am Abend, ein gemüthlicher, redseliger Mann und guter Erzähler. Aber bei Niemand befinde ich mich so wohl, wie bei meiner guten, klugen Wirthin. Und ich kann nicht beschreiben, wie vortrefflich sie gegen mich ist.

Den 13. April. 

Gestern Abend hatten wir großes Spektakel von Donnern und Blitzen, wie ich es in Europa nie gesehen hatte, obschon ich mich einer Juninacht im verflossenen Jahr in Dänemark (auf Sorö) erinnere, wo die Luft wie in hellen Flammen stand. Aber hier waren die Blitze wie glühende Lavaströme. Und das Donnergekrach war darnach. Zum erstenmal in meinem Leben fühlte ich etwas Angstähnliches vor einem Gewitter. Und gleichwohl erfreute ich mich an der wilden Scene. In ein paar Tagen reise ich von hier ab auf Besuch zu Mr. Poinsett, ehemaligem Kriegsminister der Vereinigten Staaten und Gesandten derselben in Mexiko, der jetzt als Privatmann auf seinen Pflanzungen lebt. Er soll ein außerordentlich interessanter und liebenswürdiger Mann sein, hat viel vom Leben und von der Welt gesehen, und ich nehme daher

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/336&oldid=- (Version vom 29.12.2019)