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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

scheint auch meistens ein gutes und herzliches zu sein, besonders scheinen die älteren Diener in einer Familie in dem innigen Verhältniß zu derselben zu stehen, das einen patriarchalischen Zustand auszeichnet und in guten Familien so gewöhnlich zwischen Gesinde und Herrschaft zu sehen ist, gleichwohl mit dem großen Unterschied, daß bei uns das Verhältniß ein freies, eine freie Verbindung vernünftiger Wesen mit einander ist. Hier tritt zwar oft diese freie Verbindung auch ein, aber sie ist dann ein Sieg über die Sclaverei und das sclavische Verhältniß, und ich meine, daß man hier nie so genau wissen kann, wie es damit aussieht, und ob die Ergebenheit von Seiten des Dieners wahr ist oder nicht.

Gewiß ist indeß, daß die Negerrace einen starken Instinkt der Ergebenheit und Verehrung hat, und dieß kann man den Leuten an den Augen ansehen, die einen eigenthümlich guten, getreuen und wahren Ausdruck haben, welchen ich liebe, und der mich an den schönen Ausdruck in den Augen des Hundes erinnert; gewiß ist auch, daß sie eine natürliche Neigung hat, sich unter die weiße Race zu stellen und ihrer höheren Intelligenz zu gehorchen, und weiße Mütter und schwarze Wärterinnen zeugen von der ausschließlichen Liebe der letzteren für die Kinder der Weißen. Man kann für Kinder keine besseren Pflegerinnen und Wärterinnen bekommen, als die schwarzen Weiber, und im Allgemeinen keine besseren Krankenwärter, als Schwarze, sowohl Männer als Weiber. Sie sind von der Natur gutmüthig und ergeben. Und sind nun die weißen Herrschaften auch gut, dann wird das Verhältniß zwischen Massa und Missis (so nennen die Neger die weißen Herrschaften) und „Daddy und Momo“ (so heißen die schwarzen Diener, besonders wenn sie über ein Jahr da gewesen sind) ein wirklich gutes und zärtliches. Aber an Beispielen von andern Verhältnissen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/331&oldid=- (Version vom 29.12.2019)