Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/33

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

zusammen. Ich habe noch Niemand mit so klarem Bewußtsein und so frohem Muth dem Tod entgegengehen sehen. Sie ist ein stilles, frommes Wesen mit großer Kraft und vieler Zärtlichkeit in der Seele.

Jetzt muß ich wegfahren. Gute Nacht!

Newburgh am Hudson, den 7. Oktober. 
Sonntag.

Meine liebe Schwester! Wie froh bin ich, daß ich hier bin in der jungen, neuen Welt; wie danke ich der Vorsehung, die mich in ihrer Güte durch Geistes und Dampfes Kraft glücklich hiehergeführt hat, obschon ich durch die Masse von Eindrücken und Gedanken, die gleichsam auf mich hereinrauschen, nicht blos gehoben, sondern zugleich auch bedrückt werde. Alles was ich geahnt, gesucht, ersehnt, das werde ich hier finden, und noch mehr. Ich meine Nahrung und Licht für den fragenden, forschenden Geist in mir. Besonders glücklich fühle ich mich durch die Berührung mit Mr. Downing, einem edeln und fein unterscheidenden Geist, einem ächten Amerikaner, aber ohne blinden Patriotismus, einer offenen Seele, einem kritischen Verstand, der mir über die Zustände und Fragen im Lande nachdenken hilft. Und einer solchen Hilfe bin ich für den Anfang wohl bedürftig.

Ebenso war es mir ein wahres Bedürfniß, mit Gewalt den Bewohnern von Astorhaus und New-York entrissen zu werden, denn sie hätten mir sonst gleich im Anfang ein Ende gemacht. Ich war von der ersten Tagesarbeit im Gesellschaftsleben, die bis Nachts ein Uhr währte, dermaßen müde und hatte ein solches Bedürfniß nach Ruhe und Schlaf, daß ich es kaum für möglich hielt am folgenden Morgen schon um fünf Uhr von New-York abzureisen. Ich sagte es Mr. Downing, der sehr mild, aber bestimmt antwortete:

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/33&oldid=- (Version vom 9.3.2019)