Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band | |
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blos ein böser Traum ! — Aber der Traum war Wirklichkeit.
Der ganze erste Reisetag war kalt, grau, regnerisch und windig. Ich wich allen Menschen aus außer einem Quäckerpaar, Freunden (friends werden sie hier zu Lande gewöhnlich genannt) Mann und Frau, mit denen ich etwas bekannt geworden war, und die mir wie gewöhnlich die „Freunde“ wegen ihrer Stille und ihres friedsamen ruhigen Wesens gefielen. Beide waren etwas über die erste Jugend hinaus; die Frau hatte eines jener reinen schönen Gesichter, die man so oft bei jungen Quäckerweibern findet, der Mann schien leidend zu sein und sie reisten jetzt seiner Gesundheit wegen nach dem Süden. Am folgenden Tage hatten wir schönen Sonnenschein, aber es blieb doch kalt bis gegen Mittag, wo wir auf einmal in vollen, warmen Frühling versetzt wurden. Es war wie ein Zauberwerk. Himmel und Meer badeten in goldenem Licht; die Luft war voll von Leben und Lieblichkeit. Es war bezaubernd schön, göttlich! Mein ganzes Wesen badete in dieser Herrlichkeit. Ich lehnte neugierige Gespräche ab und saß allein auf dem obern Verdeck, sah die Sonne hinabsteigen und den Vollmond in milder Herrlichkeit aufgehen; sah den Nordstern immer ferner von mir funkeln und den Orion und Sirius ins Zenith ziehen; und Stunde um Stunde verging und ich wußte von nichts, als daß die Welt schön war und ihr Schöpfer groß und gut, und ich fürchtete nichts außer daß Jemand mit mir sprechen und dadurch diese heilige Stille, die Ruhe und Freude meines Geistes unterbrechen könnte. Auf dem untern Verdeck sah ich junge Männer mit ihren Frauen im klaren Mondschein Paar um Paar zärtlich und zuthulich wie Tauben herauskommen; sah die „Freunde,“ meine Bekannten nebeneinander sitzen und zum Mond hinaufschauen, der ihre milden, friedvollen Gesichter beglänzte, sah die Mondstrahlen
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/313&oldid=- (Version vom 29.12.2019)