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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

steht es „galant.“ Ich kam heute früh nach einer dreitägigen Seefahrt hier an, in der Meinung, hier in volle Sommerwärme zu kommen, und etwas böse darüber, daß ich statt dessen in Kälte und graues Wetter kam, und genöthigt war, in Winterkleidern herumzuschreiten. Aber lange kann das nicht währen. Die Bäume — alle Straßen sind mit Bäumen bepflanzt — kleiden sich bereits in zartes Grün; Rosen, Lilien und Orangeblumen nicken von Terrassen und Gärten, und die Sonne beginnt sich durch die Wolken Bahn zu brechen. Vermuthlich haben wir morgen wieder vollen Sommer.

In den letzten Tagen meines Aufenthalts in Brooklyn herrschte ein vollkommenes Unwetter, und der Tag, wo ich an Bord ging, war eiskalt. Man sah überall Eis und Eiszapfen; der scharfe Wind war voll von solchen. Die guten, liebenswürdigen Eheleute Spring, mit ihren zwei ältesten Kindern, dem engelgleichen Eddy und der kleinen Jenny, begleiteten mich an Bord. Markus trug meine Sachen, sprach mit dem Capitän und mit der Schiffsverwalterin wegen meiner und sorgte für Alles, Ueberfluthet von fremden Leuten, die sich mir vorstellen lassen wollten, mußte ich in meine Cajüte fliehen, um noch ein paar Worte mit meinen Freunden sprechen und von ihnen Abschied nehmen zu können. Ich möchte doch wissen, was Du sagen würdest, wenn Du sehen könntest, wie brüderlich meine Freunde hier zu Lande mich küssen und wie schwesterlich ich beim Abschied oder nach längerer Trennung sie küsse. Das gibt sich hier ganz natürlich und ganz gut. Ich saß lange ganz betrübt da, als Springs mich verließen, während ich auf den Wogen immer weiter von ihnen wegrollte. Und in der Nacht träumte ich von ihnen, daß sie bei mir seien, und ich dachte: sie sind also nicht fort und wir sind nicht getrennt; es war

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/312&oldid=- (Version vom 29.12.2019)