Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/310

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

ärmster Bevölkerung, meistens aus Irland und Deutschland, ruft große Anstalten hervor, aber nicht um ihr feindlich entgegenzutreten, sondern um ihr freundlich zu begegnen, und sie für Volk und Land nicht blos so unschädlich, sondern so wohlthätig wie möglich zu machen. Die Irländer werden die besten groben Arbeiter der Amerikaner, besonders beim Straßen- und Kanalbau. Die Deutschen ziehen meistens westwärts zu den großen deutschen Colonien im Mississippithal, wo alle Hände und alle Kräfte noch vollauf zu thun haben. In den östlichen Staaten beginnt bereits der Fall einzutreten, daß es, wie in Europa, mehr Arbeiter als Arbeit gibt. Diese ziehen daher ebenfalls in großen Schaaren westwärts. Dieser große Westen, der bis ans Stille Meer reicht, ist Nordamerika’s Zukunft und Hoffnung, der freie Raum und die Aussicht, die seinem Volk einen freieren Athem, ein frischeres Leben verleiht, als andere Völker besitzen.

Für alle Fragen von allgemeinerem Interesse in den einzelnen Staaten werden große Versammlungen gehalten, Beschlüsse gefaßt und Motionen oder Petitionen an den Congreß abgeschickt, wenn sie in den Bereich seiner Verwaltung fallen. Und es ist eine Freude zu hören, wie alle, wenigstens in den nördlichen Staaten, in einer fortschreitenden Richtung gehen, welche die Entwicklung der Volksbildung und Volksherrschaft, wie überhaupt solche Maßregeln und Mittel bezweckt, die zum Vortheil Aller führen.

Mitten unter der Aufregung, welche durch all diese großen Fragen veranlaßt ist, geht in diesem Augenblick die Nachricht von Jenny Linds bevorstehender Ankunft wie ein Lauffeuer durch das Land, electrisirt alle Gemüther und macht alle Gesichter von Freude strahlen. Es ist, als ob ein melodischer Durton auf einmal in jeder Brust widerklänge.

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/310&oldid=- (Version vom 29.12.2019)