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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

eines Volkes von Brüdern betrifft, so glaube ich, daß der Vater der Völker seine Hand auf das Haupt des jüngsten Sohnes gelegt und (wie unser König Carl IX) gesagt hat: „Er wird es thun.“

Als eines der lustigen, charakteristischen Beispiele des Yankeegeistes habe ich oft die Reise eines jungen Mannes (eines Bruders von Charles Sumner) anführen gehört, der nach Petersburg ging, um dem Kaiser Nikolaus eine Eichel zu schenken. Aber ich muß Dir die Geschichte so erzählen, wie Maria Child in ihren unterhaltenden „Briefen aus New-York“ sie mittheilt. Mr. Dallas‚ der noch vor einigen Jahren Gesandter der Vereinigten Staaten in St. Petersburg war, sah eines Tags einen hochgewachsenen Jüngling von 19 Jahren in sein Zimmer treten. Er war ein vollkomenes Specimen des Genus Yankee‚ mit zu kurzen Rockärmeln für seine knochigen Arme, mit Hosen, die an die Kniee hinaufstrebten, während seine Hände mit Kupferpfennigen und Zehn-Stüberstücken in seinen Taschen spielten. Er intreducirte sich mit den Worten: „Ich bin just mit einigen wenigen Yankeeartikeln gekommen, um zu handeln und ich wünschte den Kaiser zu sehen.“

„Warum wünschen Sie ihn zu sehen?“

„Ich habe ihm auf dem ganzen Weg von Amerika her ein Präsent mitgebracht. Ich achte ihn recht ansehnlich und ich wünsche zu ihm zu kommen, um es ihm mit meinen eigenen Händen zu geben.“

Mr. Dallas antwortete lächelnd: „Es[WS 1] ist ein gewöhnlicher Brauch, mein Junge, gekrönten Häuptern Geschenke zu geben, in der Erwartung, etwas Schönes dagegen zu bekommen, und ich fürchte, der Kaiser wird es blos als einen Yankeekniff betrachten. Was haben Sie für ihn mitgebracht?"

„Eine Eichel.“

Anmerkungen (Wikisource)

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/297&oldid=- (Version vom 29.12.2019)