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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

sehen, Besuche und Billete zu empfangen u. s. w., meine ganze Besinnung und Sammlung in Anspruch genommen, und meine Briefe in die Heimath haben darunter leiden müssen. Auch dieser wird blos eine dürftige Summa Summarum von den Ereignissen der zwei letzten Wochen; sie sind wie der Strom dahin gefahren, und ich erinnere mich ihres Inhalts kaum. In Boston wohnte ich noch einigen conversations von Alcott bei. Sie fesselten mich durch Waldo Emersons Anwesenheit und Betheiligung bei denselben. Mehrere interessante und talentvolle Personen fanden sich dabei ein und alle Bänke wurden voll. Das Gespräch sollte die Haupttendenzen der Zeit betreffen. Es kam allerlei Schlaues zum Vorschein, obschon es sehr schwer hielt, zu einem Mittelpunkt zu gelangen. Die Gegenstände hatten eine starke Neigung, gleich Irrsternen im Raum herumzufahren, ohne Sonne und Schwerpunkt. Aber Emersons Anwesenheit ermangelt niemals eine gewisse gründliche Wirkung hervorzubringen, und allmälig ordnete sich das Gespräch zu einer Art von Disputation, besonders da Emerson so klug war gewisse Personen aufzufordern, daß sie sich über verschiedene Fragen aussprechen möchten. Ein etwas ungebürsteter Gesell unter der Menge forderte auf einmal in unhöflichem Tone ihn selbst auf, er solle Rede stehen und sagen, was er unter dem moralischen Recht des Sieges auf Erden, Gerechtigkeit des Schicksals und mehreren solchen absurden Behauptungen verstehe, die er in seinen Schriften aufstelle, und die den Grundsätzen des Christenthums, sowie den Zeugnissen der Märtyrer geradezu widerstreiten, und alle Märtyrer als Thoren oder Betrogene erscheinen lassen würden. Der Ton, in welchem die Aufforderung erlassen wurde, war herb und anklagend. Die ganze Versammlung richtete ihre Augen auf Emerson. Ich konnte an seinem Athemzug eine etwas erhöhte Aufregung gewahren; aber als er

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/279&oldid=- (Version vom 29.12.2019)