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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

seinen letzten Tagen zu seinen Freunden, „[WS 1]meine Seele von diesen Bildern der Unendlichkeit, diesem Wasserfall von Gedanken zu alltäglichen Dingen herabzuziehen?“

Als man ihm einmal vorlas, sagte er: „Laßt das sein, laßt mich von Menschen und ihren Verhältnissen hören.“

In seinem letzten schmerzlosen Kampf hörte man ihn oft sagen: „Himmlischer Vater!“ Seine letzten Worte waren: „Ich weiß nicht, wann mein Herz so übergeflossen ist von dankbarem Gefühl für Gottes Güte.“ Und die allerletzte, schwach geflüsterte Aeußerung: „Ich habe manche Botschaft von dem Geist gehabt.“ Als der Tag sich neigte, fügt sein Biograph hinzu, wurde er schwächer und schwächer. Mit unserer Beihülfe wandte er sich gegen das Fenster, das eine Aussicht über die Thäler und waldigen Höhen im Osten gewährte. Wir zogen die Vorhänge weg und das Licht fiel auf sein Gesicht. Die Sonne war just untergegangen, und Wolken und Himmel strahlten in Purpur und Gold. Er athmete immer leiser, bis sein Körper ohne einen Seufzer einschlief. Wir konnten nicht bemerken, wann der Geist ihn verließ.

So sinkt blos ein sonnengleicher Mensch, so stirbt blos ein Mann, welchen Gott lieb hat und in dessen Herzen sein Geist wohnt.

Welche Gewalt dieser wahre Christ auf Menschen ausübte, schließe ich auch aus folgendem kleinen Ereigniß:

Eines Tags spazierte ich an Benzons Arm in den Straßen Bostons. Als wir an einem Haus vorbeigingen, beugte er ehrfurchtsvoll sein Haupt und sagte: „Dies ist ein Haus, dem ich mehrere Jahre nie ohne Gefühle der innigsten Verehrung nahte. Hier wohnte Doctor Channing.“

Was meine Freunde betrifft, so bekümmere ich mich nicht das Geringste darum, welcher Religionssecte sie

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/263&oldid=- (Version vom 29.12.2019)