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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Aeußerung gegen mich: „Der arme Wurm!“ vergesse ich nie. Es sind jetzt mehr als deißig Jahre.

Für diesmal schreibe ich nichts mehr, mein Herzchen. Aber sobald ich nach New-York komme, schreibe ich Dir wieder. Und wie sehne ich mich Nachrichten von daheim zu erhalten! Es ist schon so lange her, daß ich keine Briefe mehr bekommen habe.

Manche Gedanken regen sich in mir, indem ich mich dem Ziel meiner Reise nähere, Gedanken, die sich nicht so leicht beschreiben lassen. Wie wird sie ausfallen? Das weiß ich nicht. Aber eines weiß ich: daß ich etwas Neues sehen, etwas Neues lernen werde, und ich vergesse das Ehemals und strecke meine Arme demjenigen entgegen, was vor mir liegt. Es ist mir ein Bedürfniß zu vergessen und mich zu erneuen.

Und daß weiß ich auch, daß Freunde mir im fremden Lande begegnen werden und daß wahrscheinlich ein Freund mir am Ufer entgegenkommt. Das ist gut.

Gute Nacht! Ich umarme herzlich Dich und Mama, lasse Verwandte und Freunde bestens grüßen und lebe in der jungen Welt, wie in der alten als

Deine     


Zweiter Brief.
New-York, Amerika, d. 4. Oktbr. 

Guten Morgen, liebes Schwesterchen! oder vielmehr guten Abend! auf dieser neuen Erde, wo ich jetzt festen Fuß gefaßt habe, nachdem ich mich 13 Tage lang auf dem Meere gewiegt. Ich wohne im Astorhaus, einem der größten und besten Hotels von New-York, das eben so viele Bewohner hat als die Hauptstadt von Island, nämlich ungefähr 500. Schief gegenüber

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/26&oldid=- (Version vom 6.7.2019)