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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

sie eine Verbindung mit einem jungen Manne eingegangen habe (Margaret Fuller ist nicht mehr jung, sie hat beinahe vierzig); und man spricht von einer fourieristischen oder socialistischen Ehe ohne Trauung; gewiß ist, daß die Ehe noch geheim geblieben ist, und daß sie — ein Kind hat. Sie hat selbst davon und von ihrer Mutterfreude geschrieben, aber Nichts von ihrer Ehe; sie sagt blos, daß sie bei ihrer Rückkehr nach Amerika, die auf das nächste Jahr festgesetzt sein soll, Näheres von ihren Angelegenheiten erzählen wolle. Alles das hat Stoff zu allerlei Gerede unter ihren Freunden und Nichtfreunden gegeben. Diejenigen, die ihre Richtung oder Person nicht lieben, glauben das Schlimmste; aber ich werde nie vergessen, mit welchem Ernst einer ihrer Freunde, Mr. W. Russel, sie einmal in einer Gesellschaft in Schutz nahm und blos auf den Grund ihres Charakters jeden Verdacht einer Handlung, die diesen beflecken könnte, zurückwies. Ihre Freunde in Concord — unter ihnen Emersons, Elisabeth H. und eine in Concord verheirathete seelenvolle junge Schwester von Miß Fuller — scheinen in Betreff ihres Benehmens vollkommen ruhig und überzeugt zu sein, daß es sich im Licht des Tages rechtfertigen werde. So Etwas ist schön. Miß Fuller hat in ihren Schriften die Rechte der Frauenzimmer auf freie Entwicklung, sowie mehrere Freiheitsgrundsätze beansprucht, die, obschon den strengsten Moralgesetzen gemäß, gleichwohl selbst in diesem freien Lande Vielen anstößig sind. Ihre Freunde, und unter ihnen die guten, reinherzigen Springs, wünschen, daß ich sie kennen lernen möchte.

„Sie müssen Mrs. Ripley sehen,“ sagte Emerson einmal, „sie ist eine der Merkwürdigkeiten in Concord.“ Und ich sah — eine schöne Matrone mit silberweißem Haar, klaren, tiefen, blauen, jugendfrischen Augen und vieler Weiblichkeit, worin man nicht lesen konnte, daß sie trotz irgend einem Professor Griechisch und

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/208&oldid=- (Version vom 9.9.2019)