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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

denen blos einer oder zwei zu gleicher Zeit in der Natur wandeln.“

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„Es hat mir in der letzten Zeit möglicher geschienen als ich früher glaubte, eine großsinnige Freundschaft von einer Seite zu führen, ohne entsprechende Erwiederung von der andern. Warum sollte ich mich darüber beunruhigen und bekümmern, daß mein Gegenstand nicht fähig ist wiederzugeben? Es beunruhigt die Sonne nicht, daß einige ihrer Strahlen vergebens in den weiten, undankbaren Raum fallen. Laßt eure Größe den rohen und kalten Gegenstand erziehen. Wenn er unwürdig ist, so wird er bald weggehen; aber du bist größer geworden durch deinen eigenen Glanz. Man betrachtet es als eine Demüthigung zu lieben, ohne Erwiederung zu finden. Aber eine große Seele wird sehen, daß wahre Liebe nicht unvergolten bleiben kann. Wahre Liebe schreitet über den unwürdigen Gegenstand hinaus und wohnt und beruht auf dem ewigen. Und wenn die arme, verhüllende Maske fällt, so grämt sie sich nicht darüber, sondern fühlt sich von so vielem Staub befreit und empfindet ihre Unabhängigkeit desto gewisser.“

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„Das Mark der Freundschaft ist Ganzheit, vollkommene Hochsinnigkeit und Zuversicht. Sie behandelt ihren Gegenstand wie einen Gott, damit er sie beide göttlich mache.“

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Sehr hochtrabend und vornehm! wirst du sagen, und — sehr einseitig! — Ja es ist so, meine Agathe, aber es ist darin Etwas das gut und groß ist, und Etwas das ich liebe. Es ist übrigens sehr schwer, durch Citate einen richtigen Begriff von Emersons Anschauungsweise zu geben. Seine Versuche sind Ketten von glänzenden Aphorismen, die einander oft widersprechen.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/202&oldid=- (Version vom 9.9.2019)