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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

wahr sein kann. Vor ihm kann ich laut denken. Ich bin endlich vor einen Menschen gekommen, der so wahr und so mir gleich ist, daß ich auch die äußersten Hüllen von Schein, Formhöflichkeit und Achtsamkeit abwerfen darf und mit ihm so ganz und so einfach umgehen kann, wie ein chemisches Atom mit dem andern zusammentrifft.“

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„Laßt uns unsern Eintritt in diese Innung durch eine lange Prüfung erkaufen. Warum sollten wir edle und schöne Seelen dadurch entweihen, daß wir auf sie eindringen? Warum schnelle persönliche Verhältnisse zu einem Freund fordern? Warum in sein Haus gehen oder seine Mutter, seine Schwestern und Brüder kennen lernen? Warum verlangen, daß er das eurige besuchen soll?“

„Sind diese Dinge von Wichtigkeit in eurem Bunde? Fort mit dieser Berührung, diesem Ankleben! Laßt ihn für mich einen Geist sein. Eine Botschaft, ein Gedanke, eine Aufrichtigkeit, ein Blick ist es was ich von ihm bedarf, aber keine Neuigkeiten, keine Suppe. Politik und Geschwatze und Liebesbedürfnisse kann ich wohlfeil von Bekannten bekommen. Sollte nicht die Gesellschaft meines Freundes für mich poetisch, rein, universell und groß sein wie die der Natur? Laßt uns den Maßstab nicht zu niedrig, laßt uns ihn nicht zu hoch nehmen.“

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„Liebe die Ueberlegenheit Deines Freundes. Achte auf ihn wie auf einen Gegner. Laß ihn für Dich wie eine Art von schönem, unbezähmbarem, verehrtem Feind sein; nicht eine triviale Bequemlichkeit, die man gebraucht und sodann wegwirft.“[WS 1]

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„Was so groß ist wie Freundschaft, das laßt uns so großsinnig behandeln als wir können. Laßt uns

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/200&oldid=- (Version vom 9.9.2019)