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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

einen männlichen Widerstand erwartete, einen Mischmasch von Nachgiebigkeit zu finden. Besser eine Nessel in der Seite eines Freundes, als sein Echo sein. Die Bedingung, welche hohe Freundschaft fordert, ist das Vermögen, ohne sie zu sein. Dieses hohe Amt erheischt große und erhabene Eigenschaften. Es müssen ganz entschiedene Zwei sein, bevor vollkommen Einer werden kann. Laß einen Bund sein zwischen zwei großen, mächtigen Naturen, die sich gegenseitig angeschaut, gegenseitig gefürchtet haben, bevor sie die tiefe Identität erkennen, welche sie bei all diesen Verschiedenheiten vereinigt.“

„Nur derjenige taugt für diese Gesellschaft, der großsinnig ist, der gewiß ist, daß Größe und Güte allzeit spärlich vertheilt sind; der sich nicht voreilig in das Schicksal einmischen will. Laß ihn sich nicht darein mischen. Laß dem Diamant seine Zeitalter, um zu wachsen, und erwarte nicht die Geburt des Ewigen zu beschleunigen. Die Freundschaft verlangt eine religiöse Behandlung. Wir sprechen davon unsre Freunde zu wählen, aber Freunde sind selbsterwählt. Verehrung hat einen großen Theil daran. Behandelt Euern Freund wie ein Schauspiel. Natürlich hat er Verdienste, die nicht Euer sind, und die Ihr nicht ehren könnt, wenn ihr ihn Eurer Person zu nahe haltet. Steht auf die Seite; gebt diesen Eigenschaften Raum; laßt sie steigen und sich erweitern. Seid Ihr Freund der Rockknöpfe Eures Freundes oder seiner Gedanken? Für ein großes Herz wird er in vielen Dingen ein Fremdling sein, damit er ihm auf dem heiligsten Grund nahe kommen kann. Ueberlaßt es Knaben und Mädchen, einen Freund als ein Eigenthum zu betrachten und daraus ein kurzes, verworrenes Vergnügen zu ziehen, statt des edelsten Vortheils.“

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„Ein Freund ist eine Person, mit welcher man

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/199&oldid=- (Version vom 9.9.2019)