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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

der alten Welt, daß keine Metamorphose einen Gott vor einem Gott verbergen könne. Auch Freunde folgen einem göttlichen Gesetz der Nothwendigkeit. Sie gravitiren zu einander und können nicht anders. Ihr Verhältniß ist nicht gemacht, sondern gegeben.“

Die Gesellschaft ist verwöhnt, wenn man sich Mühe gibt, sie zusammenzubringen. Und wenn das keine Gesellschaft ist, so ist es eine niedrige, erniedrigende Zusammenkittung, wenn sie auch von großen Geistern gebildet wird. Die individuelle Größe jeder Person ist vorenthalten und die Schwachheit einer jeden ist in Wirksamkeit; es ist als ob die Götter des Olymps zusammenträfen, um Schnupftabaksdosen auszulauschen. In edeln Verhältnissen ist der Augenblick alles.

Eine göttliche Person ist die Prophezeihung der Seele; ein Freund ist die Hoffnung des Herzens. Unsere Seligkeit wartet auf die Erfüllung beider in Einem. Die Zeiten beginnen sich vor dieser moralischen Kraft zu öffnen. Alle Stärke ist ein Schatten oder ein Symbol derselben. Die Poesie ist freudig und stark, wenn sie ihre Eingebung von ihr schöpft. Die Menschen drücken ihren Namen der Welt auf, je nachdem sie von ihr erfüllt sind. Die Geschichte ist gemein, die Nationen sind Pöbelhaufen gewesen; wir haben noch nicht einen einzigen Mann gesehen. Wir kennen diese göttliche Gestalt noch nicht, sondern blos den Traum und die Prophezeihung von ihr. Wir kennen die majestätischen Geberden nicht, die ihm angehören und die den Beschauer zugleich erheben und beruhigen. Wir werden eines Tages sehen, daß die individuellste Energie auch die wirksamste im Allgemeinen ist, daß die Qualität die Quantität ersetzt und daß Charaktergröße auch im Finstern wirkt und Denjenigen hilft, welche sie nie gesehen haben. Die Geschichte von den Göttern und den Heiligen, von welchen die Welt geschrieben und sie dann verehrt hat, sind Dokumente für Charakter. Die

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/196&oldid=- (Version vom 9.9.2019)