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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

meinem Album unter mehreren amerikanischen Bekannten zu sehen bekommen. Ich fühle, daß seine Bekanntschaft eine tiefe Spur in meiner Seele hinterlassen wird. Ich könnte wärmere Sympathien, ein größeres Interesse für Gesellschaftsfragen, die das Wohl der Menschheit berühren, mehr Gefühl für den Kummer und das Leiden auf Erden von ihm begehren. Aber welches Recht hat wohl das Quellwasser, das bei jedem Hauch des Windes zittert, mit dem Granitfelsen zu hadern, daß er anders gemacht ist? In solchen Brüsten wachsen starke Metalle. Laßt die Quellen schweigen und sich damit begnügen, daß sie in ihrer Schwachheit doch den Fels, die Blumen, das Firmament und die Sterne abspiegeln und wachsen und ihr Leben durch die unsichtbaren Quellen verstärken, durch welche die Bergeshöhen ihnen zu trinken gaben.

Aber ich muß Dir ein paar Proben von Emersons Styl und seiner Art zu sehen und zu fühlen, die mir am Meisten zusagt, zum Besten geben. Ich will ein paar Stellen aus seinen „Versuchen“ nehmen, die für alle Menschen, alle Länder und Zeiten passen, und Theile und Tropfen der Eisenader sind, welche sich durch Alles zieht, was E. spricht und schreibt, denn sie ist Leben von seinem Leben.

In seiner Abhandlung über Selbstvertrauen (self-reliance) sagt er:

„Euere eigenen Gedanken zu glauben, zu glauben, daß das, was für Euch in eurem individuellen Herzen wahr ist, auch für alle Menschen wahr sei — das ist Genie. Sprecht eure inwohnende Ueberzeugung aus und sie wird zum allgemeinen Verstand werden; denn das Innerste wird seiner Zeit auch das Aeußerste und unsre ersten Gedanken werden uns von den Posaunen des jüngsten Gerichts wiedergegeben werden. Das höchste Verdienst, das wir einem Moses, Plato und Milton zuschreiben, ist das was jeder Mensch als die

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/188&oldid=- (Version vom 9.9.2019)