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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Den 23. 

In dieser Woche habe ich mehreren Diners angewohnt. Das erste war ein recht gemüthliches Mahl bei Professor Longfellow und seiner schönen, gefälligen Frau, in ihrer schönen Wohnung, in Gesellschaft mit Miß Ch. Cushman und Miß Haze, einer interessanten jungen Engländerin von unabhängigem, edlem Wesen, die mit ihr reist und ihre Freundin ist, Charles Sumner und einigen andern Herrn. Longfellow war ein angenehmer Wirth und traktirte uns mit amerikanischen Weinen, Sherry und Champagner — letzterer nach meinem Dafürhalten besonders gut, aus Catabatrauben bei Cincinnati bereitet. Ferner bei einer angenehmen, gefälligen Mrs. Ferrans, deren Mann ein Märtyrer des Nervenleidens ist, das hier zu Lande manche Märtyrer hat. Ich konnte mich kaum der Thränen enthalten, als ich ihn erblickte; er sah so leidend und so vollkommen geduldig aus, wie er ganz lahm in seinem Schaukelstuhl dasaß. Ferner bei einem Professor Parsens, einem Svedenborgianer, der sich sehr freundlich gegen mich zeigte.

Ferner bin ich bei einer — Biene gewesen, und willst Du wissen, was dieses Geschöpf im Gesellschaftsleben hier bedeutet, so — merk wohl auf. Eine Familie geräth durch Krankheit oder Feuersbrunst in Armuth, die Kinder haben keine Kleider u. s. w. Sogleich treten Frauenzimmer aus dem Bezirk, die sich in guten Verhältnissen befinden, zusammen, vereinigen sich zum Ankauf von Kleiderzeug und versammeln sich dann an einem bestimmten Ort, um die Kleider zu nähen. Eine solche Zusammenkunft nennt man eine Biene. Und jetzt war eine Biene bei Mrs. Spark, der Frau des Präsidenten in Cambridge, um für eine Familie zu arbeiten, die durch eine Feuersbrunst alle ihre Kleider

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/164&oldid=- (Version vom 9.9.2019)