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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Mann von edlem Gemüth und feiner Bildung; fein und zartfühlend in seinem Benehmen, so daß man von ihm eine solche Artigkeit gern annehmen und sich dabei an seinem Umgang erfreuen kann. Ich werde überdieß in seinem Hause freier und ruhiger sein, als ich in irgend einem andern, das ich kenne, oder in irgend einem von denen, die sich mir freundlich geöffnet haben, sein könnte. Denn dort müßte ich Gesellschaftspflichten erfüllen, die ich hier nicht habe. Und ich glaube, daß es gar nicht besser um mich bestellt sein könnte, als es jetzt ist.

Den 18. Dezember. 

Guten Morgen, meine liebe Agathe, an diesem hellen, etwas windigen und kalten Tag. Ich sah die Sonne heute früh aufgehen und durch die Zweige vor dem Fenster in mein Bett hereinleuchten. Und Schweden und meine Lieben kamen mir ganz nahe im Sonnengruß durch die Zweige, und ich grüßte die neue Sonne für sie wie für mich, und grüßte diese neue Welt, die mir so viel Anregendes und Interessantes gegeben hat und täglich giebt. Ich habe jetzt in Cambridge einige stille Tage verlebt, die ruhigsten, die ich hatte, seit ich in dieses Land kam, und habe blos Abends Besuche angenommen und Gesellschaft gesehen. Bergfalk ist jetzt auch in Cambridge und fühlt sich glücklich in Gesellschaft einer Bibliothek von 40,000 Bänden nebst verschiedenen Rechtsgelehrten, die ihn mit Freundschaft umfassen. Mit ihm und seinem jungen Wirth besah ich dieser Tage die Universitäts-Gebäude und die Bibliothek. In der letzteren fand ich zu meiner Ueberraschung eine Rubrik, worin die schwedische Literatur nicht schlecht vertreten war. Dieß ist das Verdienst des Dichters und Professors Longfellow, der selbst in Schweden gereist ist, diese Bücher hierhergeschafft

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/162&oldid=- (Version vom 9.9.2019)