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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

er ist es sicherlich nicht aus Selbstsucht. In diesem Mann wohnt ein höherer Geist. Und ich muß ihn mehr sehen, ihn besser verstehen lernen.

Es mag im Uebrigen mit dieser Bekanntschaft gehen, wie es will, so werde ich ruhig bleiben. „Wenn wir Verwandte sind, so werden wir uns treffen.“ — Und wenn nicht — — die Zeit ist schon längst vorbei, wo ich sehr wünschte den Menschen zu gefallen. Ich bin durch die Wüste des Lebens gewandert; ich habe mich mit eigener Anstrengung und vielen Mühen auf diesen Horeb hinauf gekämpft, von dessen Spitze aus ich ein gelobtes Land erblickte. Und dieser lange Schmerz und diese große Freude haben die Prachtgestalten, Kronen, Lorbeern und Rosen dieser Welt für immer vor meinen Augen erblassen gemacht. Ich kann von ihnen noch auf Augenblicke bezaubert oder geblendet werden; aber das ist bald vorüber. Was sie geben, macht mich nicht reicher; was sie nehmen, nicht ärmer. Ich könnte in gewissen Stunden zu ihnen sagen, wie Diogenes zu Alexander sagte: „Geh mir aus der Sonne!“ Ich möchte nicht einmal zu diesem stolzen Sterndeuter Waldo Emerson gehen, wenn ich nicht meinen eigenen Himmel mit Sternen und Sonnen hätte, deren Herrlichkeit er kaum ahnen dürfte.


Siebenter Brief.
Harward College (Cambridge.)
Massachusetts, den 15. Dezember. 

Jetzt, mein geliebtes Kind, darf ich im Frieden ein wenig mit Dir plaudern. Jetzt mußt Du und Mama von meiner Ankunft in diesem Land und von meinem

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/149&oldid=- (Version vom 11.5.2019)