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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

verdient. Der kleine Staat besteht seit ungefähr sieben Jahren und zählt etliche und dreißig Familien, wie auch einige unverheirathete Personen, im Ganzen etwa 170 Seelen. Jedes Mitglied verpflichtet sich zum christlichen Glaubensbekenntniß, zum Nichtwiderstand und zur Mäßigkeit. Adin Balou hat zum richtigen Verständniß in diesen Angelegenheiten einige Schriften herausgegeben, die er mir schenkte.

Ueberhaupt scheint mir das häusliche sowohl als das gemeinschaftliche Leben in der neuen Staatsgesellschaft, die ich jetzt besucht habe, nicht sehr heiter zu sein; es bietet wenig Genüsse für die Intelligenz und den Schönheitssinn, ist aber von Grund aus achtungswerth, ernst, gottesfürchtig, arbeitsam, und bildet somit im Ganzen ein gutes Fundament für ein kräftiges Volksleben. Aus diesen kleinen Häusern müssen ernste Männer und Weiber hervorgehen, Menschen, die das Leben ernst nehmen und frühzeitig arbeiten und beten gelernt haben. Die Gemeinde von Hoffnungsthal formulirt ihre Zwecke folgendermaßen: „ein kleiner Anfang zu sein für die industriellen Armeen, die ausziehen sollen, um die unfruchtbaren Marken der Erde zu unterjochen, fruchtbar zu machen, zu verschönen und in würdige Wohnplätze für praktisch christliche Gemeinden umzuschaffen, sowie überhaupt allgemeine Verbesserungen zum Wohl der Menschen einzuführen.“ Praktisches Christenthum ist das Feldgeschrei dieser friedlichen Eroberer.

„Selig sind die Friedsamen, denn sie werden die Erde besitzen.“

Jetzt genug von dieser Expedition. Obschon ich mich oft gut unterhalte und mein Interesse vielfach angeregt wird, so sinne ich doch beständig darauf, wie ich mich, mit guter Art davon machen und irgendwo zu einiger Ruhe gelangen könnte. Aber damit sieht es schlecht aus. Jetzt ist auch die Kälte hieher gekommen, die für mich ein harter Tirann ist, und heute ist ein wahrer Sturm.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/142&oldid=- (Version vom 6.7.2019)