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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

hervorragte, und die ganze Landschaft glänzte in der Morgensonne so frisch, so nordisch, so schwedisch, daß es mir ganz warm im Herzen wurde und ich mit recht dankbaren Gefühlen das Dankfest begrüßte. Die ganze Gegend, welche die Morgensonne beglänzte, hatte mit ihren Berghöhen und Thälern wirklich große Aehnlichkeit mit dem Land um uns her, und ich dachte an die Weihnachtfrühstunde in unserer Kirche, mit den Lichtern, dem Tannenwald, den beleuchteten Häuschen, dem Bauernvolk, den Schlitten und Glöckchen und diesem ganzen muntern und festlichen Leben. Aber unsere roth bemalten Hüttchen waren hier in weiße Häuschen verwandelt, die um ein Gutes wohlhabender aussahen.

Meine Hände waren so steif vor Kälte, daß ich Mühe hatte mich anzukleiden, und ich zitterte am ganzen Leib, als ich zum Frühstück in den kleinen Salon hinabkam, wo hinwiederum der eiserne Ofen eine wahre Siedhitze verbreitete. Das Frühstück war, wie gewöhnlich im Lande, reichlich und gut. Aber ich kann nicht glauben, daß diese üppigen, erhitzenden Frühstücke gesund sind.

Nach dem Frühstück gingen wir in die Kirche, denn dieser Tag wird im ganzen Land als ein Festtag betrachtet. Der Prediger führte alle Gründe zur Dankbarkeit auf, welche der Staat in seinen allgemeinen sowohl als in seinen besondern Angelegenheiten gehabt, alles Gute was er seit dem Dankfest des vorigen Jahres erlebt habe, und obschon der Mann offenbar keine poetische Natur war und die Geschichte des Jahrs on this solemn and interesting occasion (bei dieser feierlichen und interessanten Gelegenheit) so ziemlich im Chronikenstyl hielt, so wurde sie dennoch durch ihren Inhalt und ihren Zweck lehrreich und erhaben. Warum haben wir nicht, warum haben nicht alle Völker einen solchen Festtag im Jahre? Er ist ein Verlangen des edleren Volksherzens und trägt dazu bei, das edelste Verhältnis der Erde zum himmlischen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/138&oldid=- (Version vom 6.7.2019)