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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

der Stadt zeugen von Wohlhabenheit und Behagen. Zur Mittagszeit verabschiedete ich mich von meinen neuen Freunden in Hartford und versprach — wiederzukommen.

Von der Eisenbahn aus begrüßte ich Marcus Springs väterliches Haus, eine ländliche Wohnung, wo er mit mehreren seiner Geschwister auferzogen worden, und die seine Blicke mit Liebe aufsuchten. Der Mond ging auf und glänzte in den Wogen des Connecticutflusses, welchem entlang die Eisenbahn ging. Aus den Fabriken auf der andern Seite des Flusses glänzten Lichter. Ich sah dieses Schauspiel wie im Traum eine Stunde um die andere, und ich sah seine Schönheit mehr als ich sie empfand, denn die Bewegung und das Gerassel der Eisenbahn wirkte betäubend und ermüdend auf mich. Ziemlich spät kamen wir nach Worcester, wo wir zum Maire eingeladen waren, der uns zu Ehren an diesem Abend offenes Haus hielt. Und kaum waren wir angekommen, so mußten wir Toilette machen und in große Gesellschaft gehen. Da in der Stadt gerade eine große Zusammenkunft von Lehrern und Lehrerinnen des Bezirks stattfand, so füllte sich das Haus dermaßen, daß man sich in den Zimmern kaum bewegen konnte, und mein Wirth kannte selbst von Vielen, die er vorstellte, den Namen nicht. Aber dieß ist mir ganz gleich, denn die fremden Namen verstehe und behalte ich jedenfalls nur höchst selten, und die freundlichen Menschen sind mir alle höchst willkommen zu einem freundlichen Händedruck. Wir hatten auch schöne und herzliche Bewillkommnungsgesänge und Blumengeschenke von schönen jungen Mädchen und Männern. Ich spielte ihnen das Lied vom Wassernix vor und Rebekka S. erzählte statt meiner die Legende von dem Nix und dem Pfarrer, deren tiefe Bedeutung immer die Gemüther ergreift und die überdieß eine gute Vertreterin der scandinavischen Naturpoesie ist.

Unter den Gästen in der Gesellschaft befand sich der bekannte Schmid und Sprachkenner Elihu Burritt, ein

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/135&oldid=- (Version vom 11.5.2019)