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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

theure Freund zu mir, der mir am Gestade der neuen Welt zuerst begegnete, der mich zuerst in sein Haus aufnahm, den ich so gerne „meinen amerikanischen Bruder“ nannte, und der mit dem Zauber seiner Freundschaft und mit dem Leitstern seines klaren Blickes, seiner brüderlichen Sorgfalt, mein Leben in dieser neuen Welt unaussprechlich verschönte; dieser Mann, dessen Bild in meiner Seele ewig vermählt ist mit ihren schönsten Scenen, ihrem morgenfrischen Leben, ihrem indianischen Sommertag, und vor Allem mit den Hochlandsscenen an dem herrlichen Fluß, wo er sein schönes Haus gebaut und jetzt sein Grab hat. Doch nein, nicht blos im Verein mit diesen Bildern lebt er für mich. Zeit und Raum schließen eine Persönlichkeit wie die seinige nicht ein. Heute, wie gestern und in Ewigkeit, werde ich seinen Blick, seine Stimme, seine Worte wahrnehmen, wie ich sie einst wahrnahm, denn sie sind mit Allem vermählt, was schön und edel ist im großen Reich der Schöpfung. Seine Worte sind für mich in Schweden maßgebend, wie sie es in Amerika waren. Ich liebe jedes Einzelne von ihnen in mein Gedächtniß zurückzurufen. „Sie werden das einsehen, wenn Sie in Ihre Heimath kommen,“ sagte er bei mancher Frage, die bei meinem Abschied von Amerika dunkel vor meinem Blicke stand.

Der Gedanke, die Briefe, die ich aus Amerika nach Haus geschrieben, ganz oder doch im Wesentlichsten so herauszugeben, wie sie zum ersten Mal aus der Feder auf das Papier geflossen, entstand erst mehrere Monate nach meiner Heimkehr, als ich mit muthloser und halb unwilliger Hand diese Schreiben an eine geliebte Schwester öffnete, die sich jetzt nicht mehr auf Erden vorfand. Ich gestehe, daß das Leben darin mich belebte, mein Herz so schlagen ließ, wie zur Zeit, da sie geschrieben wurden, und ich mußte zu mir selbst sagen: „Diese Kinder des Augenblicks und des warmen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/11&oldid=- (Version vom 6.7.2019)