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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

der Versammlung einander gegenüber und plauderten schwedisch zur großen Erbauung unserer sehr aufmerksamen Zuhörer.

Hierauf mußte ich der Jugend wieder etwas vorspielen.

Tags darauf sollten wir um die Mittagszeit abreisen. Schon am Morgen nahmen ein halb Dutzend schöne junge Mädchen mich in ihre Mitte und führten mich aus einer Wohnung in die andere, um allen Großmüttern im Phalanstère und auf allen Klavieren, die sich da 6 oder 7 an der Zahl vorfanden, etwas vorzuspielen, bei welcher Gelegenheit die jungen Kinder von den Märschen, Polonaisen und Liedern, die ich ihnen zum Besten gab, so angeregt und ergriffen wurden, daß sie bald weinten, bald lachten. Notabene, die Musik ist im Phalanstère noch ein bloßes Wickelkind, und daraus kannst Du Dir die Wirkung meines Spieles erklären. Auch das ist wahr, daß die Kinder da ungewöhnlich lebhaft waren. Besonders die ganz kleinen waren allerliebst. Ein prächtiger Nachwuchs unter dieser Vereinsjugend und nicht die mindeste Blödigkeit vor Fremden! Man bemerkte den keimenden Bürgergeist. Aber ich wurde meiner Rolle als Bürgerin entsetzlich müde, und dankte dem Himmel, als ich aufhören durfte für das Phalanstère aufzuspielen, als ich alle Mädchen — es waren prächtige, warmherzige Dirnen — geküßt, Bürgern und Bürgerinnen die Hände geschüttelt hatte und nun das Phalanstère verlassen, mit meinen Freunden wieder ruhig auf das Dampfboot sitzen, und nach New-York zurückfahren durfte.

„Sie dankten sehr für seinen Segen
Und — blieben auf den alten Wegen.“

Es ging mir wie den Fischen des heiligen Antonius. Um kein Haar besser bekehrt. Denn obschon ich alles Interesse für mich selbst aufgeben müßte, wenn ich mich

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/106&oldid=- (Version vom 6.7.2019)