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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

athmen, war schon genug, um das Leben in vollen Zügen zu genießen. Miß W. und ich saßen draußen auf der Piazza, mit Oleander- und Magnolienbäumen um uns her, und erfreuten uns unseres Daseins. Hohe Aloen, Juca gloriosa, und mehrere seltene Bäume und Pflanzen glänzten grün von den kleinen Gärten um die schönen Häuser her auf der ländlich stillen Straße. Ich erfreute mich überdieß an der Unterhaltung meiner jungen Freundin, an ihrer frischen, eigenthümlichen, vollkommen selbstständigen und innigen Art zu fühlen und zu urtheilen. Ich erkannte wieder das gebundene Feuer, das ich in ihren klaren, dunkelbraunen Augen warm und still hatte funkeln sehen. Es erwärmte mich. Wir sprachen von Jane Eyre, und zum ersten Mal hörte ich Jemand offen meinen geheimen Wunsch in Bezug auf das Verhältniß Janes zu Rochester aussprechen. Ich liebe eine Tugend, die über der conventionellen Moral steht und etwas Besseres kennt als bloß tadelfrei zu sein.

Aber ich sollte Dir erzählen, was mein Schreiben vorgestern unterbrach: nun zuerst die Kälte und dann — das Feuer. Der Tag nach diesem schönen Sommertag brachte nämlich garstiges Wetter und eine Kälte, die sowohl Seele als Leib erschütterte und mich so reizbar machte und so um allen Humor brachte, daß ich mich glücklich schätzte, keine Sklaven zu besitzen, an denen ich meine üble Laune hätte auslassen können. Ich habe erst hier in Amerika die Gewalt der körperlichen Gefühle über die Seele verstehen gelernt. Gott bewahre Sklavenbesitzer und Sklaven in diesem wechselvollen Klima, dessen durchdringende Luft Körper und Seele nach ihrer Temperatur vibriren macht.

Nun wohl, ich fror; aber im bekam Feuer in mein großes, schönes Zimmer. Octavia Le Vert kam, Mrs. Geddes kam, denn ich hatte angefangen, ihre Köpfe in mein Album zu zeichnen, und sie sollten mir sitzen.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/52&oldid=- (Version vom 20.8.2021)