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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Saratoga, den 22. August.

Aus dem Schooße der weißen und der grünen Berge, aus der weltverachtenden Gesellschaft der Schäker bin ich jetzt an den fashionabelsten und am meisten (und schlimmsten) weltlichen Ort in den Vereinigten Staaten gekommen, um einen Blick darauf zu werfen und einen Eindruck seines Lebens in mein Panorama von der neuen Welt aufzunehmen.

Wir verließen Burlington gestern. Mehrere unserer neuen Freunde begleiteten uns auf das Dampfboot über den See, und unser galanter Wirth, der Expräsident und seine eine Tochter (ein liebenswürdiges, aber schwaches junges Mädchen) bis hieher, um einige Tage bei uns zu verweilen. Das Bild dieses romantischen Sees und des colossalen, ruhenden Granitlöwen, der in der sinkenden Sonne zu wachen schien, während er sich immer mehr in die dunkle Ferne zurückzog; dieses Bild habe ich unter denen von Americas schönsten Naturscenen bei mir.

Wir kamen Abends in Saratoga (im westlichen Theile von New-York) an und veranstalteten noch an demselben Tag unsern Eintritt in den Gesellschaftssalon.

Es waren fünfzig bis sechzig Personen da versammelt. Einige Paare, Herren und Damen, spazirten mitten im Saale unter starkglänzenden Kronleuchtern umher. Ein Paar besonders zog unsere Aufmerksamkeit an. Es war ein ganz schönes junges Mädchen, mit ganz schönen (und ganz bloßen) Schultern, und ein junger Mann, ebenfalls schön und elegant. Sie waren, sagte man, das liebende Paar dieser Saison. Unter den Aelteren in der Versammlung war eine schöne alte Frau, von der man sagte, daß sie große Aehnlichkeit mit Mrs. Martha Washington habe und sich auf dieselbe

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/478&oldid=- (Version vom 9.12.2023)