Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/460

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

meine Hände zu Gottes Berg und Haus empor.“ Sie fanden, daß es hübsch klinge und ich sang mit ihnen verschiedene von ihren Liedern, die recht schön waren, während der Tact auf gewöhnliche Art durch Bewegungen der Hände angezeigt wurde.

Eine Schäkerin von mittlerem Alter kam auf mich zu und sagte in einem gewissen heftigen und herausfordernden Ton zu mir: „Die Schäker sind die besten und gottesfürchtigsten von allen Menschen in der Welt.” — „O, Schwester, sagen Sie das nicht,“ erwiederte ich, „denn das ist eine hochmüthige Rede, und Hochmuth ist nicht gut oder gottesfürchtig." Die Schwester sah etwas verblüfft aus, und da mehrere andere sich um uns sammelten und mir durch Nicken und Lächeln ihren Beifall zu erkennen gaben, so zog sich die erste zurück. Die andern lauschten bereitwillig und gaben sogar zu, was ich noch weiter von der Versuchung zu geistlichem Hochmuth sagte, der ich ihre Secte ausgesetzt glaube. Eine der Frauen erkor mich hierauf ganz besonders als Freundin; eine andere umfaßte Mrs. Silsbee mit derselben Zuneigung, und sie begleiteten uns dann überall hin. Später zeichnete ich Schwester Dora ab, die ihre Einwilligung unter der Bedingung gab, daß ich ihren Namen nicht veröffentlichen dürfe, „denn,“ sagten die Schwestern mild, „wir sind an solche Dinge nicht gewöhnt.“ Dora gehörte der geistlichen Familie in der Gesellschaft an, und hatte, sagte man, Eingebungen. Gewiß ist, daß ich einen gedankenvolleren, inspirirteren Blick als den ihrigen nie gesehen habe, und ihre reine Schönheit zog mich immer mehr an, während ich das edle, feine Profil abzeichnete. Ich zeichnete auch Lavinia. Sie hatte nicht Dora’s strenge Schönheit, dagegen aber die mildeste Anmuth.

Ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr mir Alles gefiel, was ich den ganzen Tag über von dieser kleinen

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/460&oldid=- (Version vom 8.12.2023)