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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

wenn sie Nahrung für Seele und Gedanken suchen. Die wenigen schönen Beispiele, die man von einem entgegengesetzten, einem vollkommenen Verhältniß zwischen beiden Geschlechtern findet, können nicht als Regel betrachtet werden. Das Weib ist zwar die Beherrscherin im Hause und im Gesellschaftsleben, aber oft herrscht sie ebenso stark durch ihre Schwachheiten wie durch ihre Tugenden.

Wir sprachen von den Zeichen, welche das Herannahen besserer Verhältnisse andeuten. Wir sahen sie allmälig sich vorbereiten in dem öffentlichen Bewußtsein, und als einen Vorläufer betrachteten wir auch die Conventions of rights of women (Vereine für Frauenrechte), die seit einigen Jahren in den nördlichen Staaten gehalten zu werden anfangen. Das Trotzbieten darin ist ein vorübergehendes Moment, das von selbst zerfallen wird, wenn die Vollendung kommt. Viele tiefgehende und wahre Gedanken wurden in dem letzten großen Verein ausgesprochen, der im vorigen Jahr in Massachusets gehalten und von Tausenden von Frauenzimmern und Männern besucht wurde. Mehrere ausgezeichnete Sprecherinnen hielten da würdevoll und schön vortreffliche Reden.

Unter diesen Gedanken erinnere ich mich besonders einer Ausführung des Verhältnisses zwischen dem Leben und der Bildung der Vorzeit und der Neuzeit. Beschäftigungen und Lebenszwecke trennen die Gemüther jetzt nicht mehr wie früher. Der Mann lebt nicht vorzugsweise für den kriegerischen Beruf. Er übt nicht vor allen Dingen seine Körperkräfte und pocht nicht auf Waffenthaten. Sein Leben und seine Heldenthaten sind Thaten der Intelligenz geworden; beide Geschlechter sind in einer geistigen Lebenssphäre im Hause und im Gesellschaftsleben einander näher gekommen. Immer mehr wird die Frau die Gesellschaft

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/451&oldid=- (Version vom 7.12.2023)