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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Emerson sitzt und schreibt, diesem Gemälde gegenüber, lagen einige sehr wohl geordnete Papiere. Still und schweigsam stand ich eine Weile im Zimmer. Emersons Geist schien mir in seiner ruhigen, reinen Luft zu walten.

Am Abend sah ich Emerson bei Elisabeth H. Er war freundlich und heiter, sich selbst gleich, wenn er in seiner liebenswürdigsten Laune ist. Ich wollte am folgenden Morgen abreisen. Diesem Plan widersetzte er sich mit aller Bestimmtheit. „O, nein, nein, daran dürfen Sie nicht denken,“ sagte er; „ich habe mir vorgenommen, Sie an einen unserer schönen, kleinen Waldseeen in der Nachbarschaft zu führen, und dann müssen Sie meine Mutter sehen und ihren Segen empfangen.”

Ich weiß nicht, ob ich Dir gesagt habe, daß Emerson seine Mutter bei sich hat, eine edle alte Dame, in deren Gesicht man manchen Zug entdeckt, der an den Sohn erinnert. Die alte Mutter war jetzt bettlägerig in Folge eines Falles, bei dem sie ihr Bein gebrochen hatte.

Emersons Freundlichkeit und diesen Worten konnte ich nicht widerstehen. Ich blieb. Tags darauf holte er mich im Cabriolet ab, das er selbst kutschirte, und führte mich auf den hübschesten Waldwegen zu einem kleinen See, der wie ein klarer Spiegel in dunkelgrünem Rahmen mitten im Walde lag. Der Platz sah aus wie ein Heiligthum zur Zusammenkunft freundlicher Naturgottheiten. Ich betrachtete die stille Scene, aber ich betrachtete auch Emerson, der mir, als er mit seinem gedankenvollen Lächeln am Ufer des Sees stand, als der menschgewordene Genius desselben erschien. Unauslöschlich bleibt dieses Gemälde meiner Seele eingeprägt.

Wir sprachen viel unterwegs, denn bei Emerson fühle ich mich immer auf eine ruhige und angenehme

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/444&oldid=- (Version vom 7.12.2023)