Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/415

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

vorbeirollte. Das rasche Aufblühen der freien Staaten der Union während eines Lebens voll von großen Unternehmungen, zur Entwicklung sowohl der Intelligenz als der Industrie, und die Thatsache, daß Virginien im Verhältniß zu ihnen in Wohlhabenheit und geistiger Cultur bedeutend zurückblieb, hat dem Volk die Augen zu öffnen angefangen, und in den letzten Jahren hat sich ein neues Leben in industriellen Unternehmungen gezeigt, die man früher als gemein und nicht nothwendig verschmäht hatte. Eisenbahnen werden angelegt, Communicationsmittel werden gefördert, ein frischeres Leben beginnt im ganzen materiellen Gebiet des Staates zu circuliren. Und dabei wird es nicht stehen bleiben.

Der Convent, der gegenwärtig in Richmond versammelt ist, entdeckt in diesem Augenblick neue Schwierigkeiten, welche das Sklavereiinstitut verschuldet. Ost- und Westvirginien liegen in offener Fehde wegen der Bedeutung ihrer Stimme bei öffentlichen Voten. Ostvirginien hat Plantagen und Sklaven und will nach angenommenem Brauch für seine Sklaven stimmen, so daß drei Sklaven für die Stimme eines freien Mannes gerechnet werden. Westvirginien, das ein Gebirgsland ist, keine Plantagen und sehr wenig Sklaven hat, will Ostvirginien das Recht bestreiten sich mit den Stimmen seiner Sklaven zu verstärken und hat auf dem Convent einen gewaltigen Kämpen erhalten in einem Mr. Weise, der gleich einem modernen Nimrod in voller Jägerrüstung aus den Wäldern kommt und mit unbändigem Jägermuth um sich schlägt, indem er in folgendem Styl spricht:

„Was? Ihr wollt die Stimmen Eurer Sklaven bei Abstimmungen gegen die unsrigen wägen? Ihr vergeßt, daß Ihr selbst erklärt habt, daß Negersklaven keine Seelen haben. Kommt her und widerleget mich. Ich sage Euch, daß Ihr dieß hundert Mal durch Gesetze,

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/415&oldid=- (Version vom 5.12.2023)