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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Zeit zu verweilen und sowohl Natur als Menschen kennen zu lernen wünsche. Hier ist es jetzt abscheulich warm und man befindet sich in einer Art von Dampfbad. Ich würde eine Menge Briefe sehreiben und Verschiedenes lesen, aber ich kann Stunden lang Nichts thun, als in einem Schaukelstuhl sitzen und mich hin- und herwiegen. Das geht jetzt im Anfang des Sommers noch an, sagt Mrs. Howland, aber wenn diese Hitze vier bis fünf Monate anhält und gar kein Ende nehmen zu wollen scheint, dann …

Kein Wunder, wenn so manche junge Frauenzimmer hier bleich und schwindsüchtig aussehen.

Die Vegetation ist im höchsten Flor und die Wälder stehen in herrlicher Blüthe; der India pride (Indiens Stolz) der Franzenbaum, der Tulpenbaum, die Magnolie u. s. w. schicken ihre hübschen duftenden Blumen aus. In den Gärten duften Rosen und Orangenblüthen, die Nectarinen setzen Früchte an und der Feigenbaum hat bereits reife Früchte. Man genießt, aber mit mattem Leben. Am schönsten sind die Abende, und an diesen draußen auf der obern Piazza, beschattet von dem Rosenspalier umherzuwandeln, und mich von den Lüften, die von der Flußseite herkommen, liebkosen zu lassen, das ist mein größter Genuß.

Den 11. Juni.  

Morgen verlasse ich dieses gute Haus, diese liebenswürdige Familie für immer. Es fällt mir schwer es zu sagen, aber es ist so. Liebliche Stunden und Tage habe ich auch diesmal hier und bei einigen andern Freunden in Charleston zugebracht. Wiederum habe ich unaussprechlichen Genuß gehabt von Mr. Holbrooks Gesellschaft, habe wiederum einen ganzen schönen Tag lang in den Myrtenhainen von Belmont gelustwandelt unter Gesprächen, welche das Leben zugleich

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/367&oldid=- (Version vom 13.9.2022)