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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Freund, dem Doktor, aus, um einer Sklavenauction anzuwohnen, die nicht weit von meiner Wohnung vor sich ging. Sie wurde an einem der kleineren Auctionsplätze vorgenommen, die sich in verschiedenen Theilen von New-Orleans vorfinden. Der Hauptplatz für die Sklavenauction ist eine herrliche Rotunde, deren prächtiges Gewölbe würdig wäre, von Freiheitsgesängen wiederzuhallen. Ich war da einmal mit Mr. Harrison, um einer größeren Sklavenauction anzuwohnen, aber wir kamen zu spät.

Doktor D. und ich gingen in einen großen, ziemlich unfreundlichen und schmutzigen Saal zu ebener Erde in einem Haus, wo eine Menge Volks versammelt war. Etliche und zwanzig herrenartige Männer standen in einem Halbkreis um einen hohen Schemel von schmutzigem Holz, der für den Augenblick leer war. Auf der Seite der Mauer entlang standen einige schwarze Männer still und ernst. Die ganze Versammlung war schweigsam, und es schien mir, als ob eine schwere graue Wolke über ihr ruhte. Durch die nach der Straße zu geöffnete Thüre hörte man den fallenden Regen. Die Herren warfen mir schiefe, finstere Blicke zu und hätten mich wahrscheinlich gerne an den Nordpol geschickt.

Ein paar Herren kamen hastig herein. Der eine von ihnen, ein großer, feister Mann von heiterem und gutmüthigem Aussehen, offenbar ein Bonvivant, bestieg den Auctionsschemel. Er war, sagte man mir, ein Engländer, und dieß hätte ich von selbst aus seiner blühenden, nicht amerikanischen Gesichtsfarbe geschlossen. Er kam offenbar von einem guten Frühstück und schien noch munter daran zu arbeiten, den letzten Bissen hinabzuschlucken. Er nahm den Auctionsstab in seine Hand und redete die Versammlung ungefähr folgendermaßen an:

„Die Sklaven, die jetzt um jeden Preis verkauft

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/27&oldid=- (Version vom 20.8.2021)